Mittwoch, 30. Juli 2014


 Reisen in Marokko oder: ‚Der Weg ist das Ziel’


       


 Nach meiner ersten spannenden Erfahrung mit der marokkanischen Fluggesellschaft die ich gleich zu Beginn meiner Reise machen durfte, als mein Flug spontan gecancelt wurde, ist heute die Gelegenheit mich wieder als überzeugten Kunden zu gewinnen. Meine Partnerin fliegt für eine Woche nach Paris und hat ihr bestätigtes online- Ticket bei derselben Fluggesellschaft gekauft. Sie hat nur Handgepäck; weshalb wir beschließen dass es ausreicht um 10:45 Uhr am Flughafen zu sein wenn der Flug um 12:00 Uhr geht. Die Fahrt zum Flughafen ist für mich amüsant, für Diane nervenaufreibend: Der Sohn der Familie die uns fährt lernt Autofahren. Der Motor heult- es rumpelt und wir fahren zehn Minuten ‚stopp and go’ auf der Landstraße, bis Dinar- der Papa- beschließt dass es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für eine Fahrstunde ist, wenn wir rechtzeitig zum Flughafen wollen. Der Rest der Fahrt verläuft ruhig; allerdings werden wir ziemlich ausführlich kontrolliert als wir zum Militärflughafen wollen, und irgendwie bezweifeln die Militärs den Wahrheitsgehalt unserer Aussage, was uns wundert. Als wir am Flughafen ankommen ist es 10:50 Uhr und unsere zwei Begleiter halten uns an über den Flughafen zu spurten, was wir erstens nicht verstehen angesichts der Stunde die wir noch haben und zweitens nicht gerne tun bei 40°Celsius. Angekommen am Schalter kommen uns spätestens die Zweifel: es ist entspannte Stimmung; Gepäck oder wartende Menschen fehlen. Nach einem aufgeregten Wortwechsel den wir natürlich nicht verstehen wird uns übersetzt, dass die Uhrzeit auf dem Ticket falsch ist und der Flieger um 11:00 Uhr geht. Während wir noch am diskutieren sind hören und sehen wir durch die Glastür das Flugzeug abheben. Noch können wir es nicht fassen, aber nachdem kein Flugzeug mehr draußen steht begeben wir uns wieder zum Auto um ins Stadtzentrum ins Büro der Fluggesellschaft zu fahren. Nach langem hin und her, Besuchen im Internetcafe und dem verzweifelten Versuch eine Lösung zu finden bei der Diane ihren Anschlussflug Abends um 18:30 Uhr von Casablanca nach Paris bekommt, bucht sie schließlich komplett neu für denselben Tag von Agadir aus. Wir bringen sie zum Taxiplatz in Guelmim, wo sie dieselbe Reise in die andere Richtung unternimmt wie ich am Anfang um am nächsten Morgen um 6:30 Uhr Ortszeit noch rechtzeitig in Paris zu landen.
Generell muss man sich hier anscheinend darauf einstellen, dass man zwar dort ankommt wo man ankommen möchte, dass aber offen bleibt wie lange es dauert und wie viel es kostet. Die Großtaxis- bei denen es zu empfehlen ist zwei Plätze zu kaufen, da es nicht besonders teuer ist aber sonst besonders eng- stehen auf den dafür vorgesehenen großen Plätzen die es n jeder Stadt gibt und die Fahrzeiten hängen davon ab wann das Taxi voll ist. Wenn viele Menschen unterwegs sind kann es sehr schnell gehen, aber unter Umständen muss man einen halben Tag warten. Kümmert einen Geld nicht kann man folglich auch einfach allein ein Taxi nehmen. Eine schöne Erfahrung ist es mit dem Zug zu reisen. Verbindungen gibt es aber nur im Norden des Landes. Dort kann man die Türen öffnen und sich den Fahrtwind ins Gesicht pusten lassen, die warme Luft und die Landschaft an sich vorbeiziehen lassen. Autos mieten kann man anscheinend auch; solange man sich schnelles Reaktionsverhalten zutraut keine Angst hat vor einem Tod auf der Straße. Diane hat mich gleich nach meiner Taxifahrt aufgeklärt, dass es hier anscheinend pro Jahr doppelt so viele Todesfälle durch Unfälle auf der Straße gibt wie in Frankreich. Das Verkehrs- und Transportmittel das mit am sichersten erscheint ist gleichzeitig das traditionellste: die Esel. Sie werden immer noch viel eingesetzt- mit Wägen vor die sie gespannt sind oder mit Körben auf dem Rücken. Für unwegsames Gelände sind sie genauso geeignet wie für Straßen und Städte und außerdem haben sie eine Geschwindigkeit die sich- im Gegensatz zu der des Autos- an die Geschwindigkeit des Lebens der Marokkaner anpasst: es bleibt überschaubar, kontrollierbar und man hat Zeit sich zu entspannt darüber zu einigen wer zuerst fahren darf, sollten sich Wege einmal kreuzen.