Anreise: München- Barcelona- Casablance- Agadir- Guelmim
Am Abend vor der Reise übers Meer- ich befinde mich noch in
Deutschland- bekomme ich eine sms von der marokkanischen Fluggesellschaft, dass
mein Flug von Casablanca nach Guelmim am nächsten Tag leider gecancelt ist. Das
ist nun leider zu spät für mich um noch alternative Reisemöglichkeiten zu
organisieren, da ich feststelle dass es quasi unmöglich ist, übers Internet
ausreichend Informationen zu bekommen, wie die Lage vor Ort ist: wie das
Zugnetz verläuft, wo man Tickets bekommt, wie man vom Flughafen wegkommt… Ich
vertraue darauf dass sich das alles leicht vor Ort regeln lässt- eine andere Wahl
bleibt mir gerade eh nicht. Der Flug mit Zwischenstop in Barcelona klappt
wunderbar, aber ich bin froh, dass ich drei Stunden Zeit zwischen den Flügen
habe, denn erstmal heißt es den Terminal mit einem Shuttlebus wechseln, der zwanzig
Minuten lang, unter Anderem über Autobahnen fährt. Kurz überlege ich ob ich
wohl in den falschen Bus gestiegen bin, vor allem weil der Terminal der auf
meinem Ticket steht (T2A) nicht angeschrieben ist. Es gibt nur T2B und T2C.
Angekommen am T2B steige ich vorsorglich aus und frage mich durch zum T2A,
wobei dieser nur für Ankunft offen ist und ansonsten dunkel und menschenleer. Nach
einigem Hin und Her- ich gerate fast schon in Stress weil mir keiner sagen kann
wo ich hinmuss und weil keiner eine andere Sprache außer Spanisch spricht,
wobei meine Brocken zur Verständigung gerade so ausreichen- finde ich
schließlich heraus dass man zu T2A kommt indem man die Kontrollen und das
Einchecken bei T2B macht. Soweit so gut; am richtigen Terminal warten schon
eine Menge Frauen mit einer noch größeren Menge an Kindern und zum Teil ihren
Männern. Im Flugzeug wird gerade noch so auf Französisch übersetzt aber mir
kommt die erste Ahnung, dass es wohl doch klug gewesen wäre ein Arabisch-
Lexikon mitzunehmen. Um 1:00 Uhr Ortszeit komme in Casablanca an, wechsle meine
Euros in Dirham und lasse mir eine marokkanische SIM- Card schenken. Anschließend
versuche ich an der Info zu erfahren was ich angesichts der Tatsache dass es
mitten in der Nacht ist und dass ich über zwei Tage zu warten habe bis das
nächste Flugzeug nach Guelmim geht für Möglichkeiten habe. Als ich frage ob ich
um diese Uhrzeit noch ein Hotelzimmer bekommen kann werde ich höflich und
verhalten ausgelacht. Also beschließe ich erst einmal ein ruhiges Plätzchen zu
suchen und träume unruhige Träume im Sitzen auf meinen Koffern. Zwischenzeitlich
weckt mich um 4:30 Uhr ein sehr freundlicher Marokkaner der sich Sorgen macht
dass ich meinen Flug verpassen könnte; wobei zwischen 1:00 Uhr nachts und 6:00
Uhr morgens hier kein Flugverkehr herrscht. Trotzdem bedanke ich mich
freundlich für die nette Geste und schlafe weiter bis 8:00 Uhr. Dann versuche
ich den Mensch am Schalter dazu bewegen mir den Flug am Freitag zuzusichern;
der möchte aber lieber dass ich am selben Ta nach Agadir fliege und von da ab
mit anderen Verkehrsmitteln nach Guelmim fahre. Gesagt- getan—ich bin
unglaublich dankbar für die sim- Karte und die Freiminuten und das Handy dass
ich am vorherigen Tag noch von einer Freundin geschenkt bekommen habe. Nachdem
Mustapha über meine Ankunft in Kenntnis gesetzt ist und einen Cousin schicken
möchte der mich ins Großraumtaxi setzen wird warte ich entspannt auf meinen
Flug. Als ich in Agadir ankomme glaubt mir der Mensch am Zoll nicht, dass ich
deutsche bin. Er beharrt darauf dass zumindest meine Großeltern türkischer
Abstammung sind aber er lässt mich schlussendlich doch passieren. Am Flughafen
wartet doch niemand und nach schweren Verhandlungen mit einem Taxifahrer der
zweimal meine Koffer in sein Taxi ein- und wieder auslädt, fährt er mich an den
Startplatz der Großraumtaxis nach Agadir.
Diese Fahrt kostet mich 220 Dirham-
umgerechnet ca. 20 Euro, für die anschließende dreistündige Fahrt nach Guelmim
zahle ich 65 Dirham, das entspricht 6 Euro. Allerdings muss man erwähnen dass
die Taxis normale PKW- Größe haben und einfach mit sechs Fahrgästen anstatt mit
vieren gefüllt werden. Die erste wirklich fremdartige Erfahrung: Bei 37°Celsius
im Schatten zu acht in einem klapprigen PKW drei Stunden unterwegs zu sein. Ich
war äußerst dankbar wenigstens am Kopf Luft abzubekommen, ganz im Gegensatz zu
meinen Mitfahrerinnen. Nach einigen Überholmanövern, bei denen ich mir sicher
war dass der Fahrer garantiert nicht am Laster vorbei um die Kurve sehen konnte
beschließe ich meine Augen zu schließen und mich zu entspannen. Die erste
Lektion: Verkehrsregeln entstehen hier interaktiv. Nach einer ziemlich
ermüdenden Fahrt und zu vielen Stunden ohne Wasser kommen wir in Guelmim an-
nach wenigen Minuten des Wartens kommt Mustapha in einem grünen Toyota der mir
schon eine Vorahnung was mich erwartet. Eine halbe Stunde Fahrt, 15 Kilometern
Entfernung und drei Dromedare weiter erreichen wir unser Ziel und meinen
Wohnort für die nächsten drei Monate: Oumifiss.
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