Freitag, 12. September 2014

Abschied


Zum allerersten Mal seit ich hier bin gibt es für jeden einen Joghurt zum Nachtisch- noch nie hat Joghurt so gut geschmeckt. Sogar der künstliche Erdbeergeschmack ruft Entzückung hervor und kann die Freude nicht trüben. Abends möchte Mustapha mit uns noch einen Ausflug nach Goulimime machen, damit wir uns von Zeynabu verabschieden können. Eigentlich sollten wir um 19:00 Uhr losfahren, letztendlich ist es 21:30 bevor wir im Auto sitzen—die Männer des Hauses- Ayoub, Najib und Mustapha- haben sich heute herausgeputzt, mit Anzug, Parfüm, Gel in den Haaren. Als wir in der Stadt ankommen herrscht reges Treiben: tausende von Menschen sind auf den Straßen, Gerüche von Zuckerwatte mischen sich mit dem Duft nach gegrilltem Fleisch; Autos, Esel, Fahrrasfahrer, Fußgänger- alles wuselt durcheinander. Der Trubel ist größer als im Ramandan- Monat, in dem sich ebenfalls nachts Massen von Menschen auf den Straßen tummeln, die während des Tages vor der Sonne Schutz suchend in den Häusern ausharren. Die Stimmung in folksfestartig: Kinder mit Süßigkeiten sind überall unterwegs, Musik schallt und langsam taucht- unbemerkt vom ganzen Trubel- der Mond hinter den Hügeln auf. Nach mehrfachen Zwischenstopps und Plaudereinheiten Mustaphas kommen wir schließlich da an wo wir hinwollen: an den Zelten mit den Naturprodukten die verkauft werden. Drinnen gibt es lauter kleine Stände an denen meistens Frauen sitzen die ihre Produkte verkaufen bzw. ihre Organisationen vorstellen: es gibt viele Stände für Arganölprodukte, Honig der hauptsächlich aus den Blütenpollen von Kakteen hergestellt ist, in Handarbeit hergestellten Couscous, Olivenöl, Eier… Die Stimmung ist ausgelassen und friedfertig und an einem Stand entdecken wir schließlich Zeynabu, die für Mustapha die Ass. Aicha repräsentiert. Wir sind gekommen um uns zu verabschieden und Zeynabu hat sogar Abschiedsgeschenke für uns: eingepackt in schillerndes pinkes Paier findet jeder von uns einen blauen Schal. Dianes ist türkis, meiner ist in hellem blau. Die helle Farbe hat Zeynabu ausgewählt, weil sie mit den Frauen im Dorf der Meinung ist, dass ich sehr hell bin; Mustaphas Frau erzählt sogar überzeugt dass ich blond sei. Heller als viele andere hier bin ich zwar tatsächlich, der Kommentar zu meiner Haarfarbe bringt mich dann aber doch zum Lachen. Nicht so Zeynabu- ihr fällt der Abschied sehr schwer und sie möchte dass ich schnell gehe nachdem ich sie zum Abschied gedrückt habe. Nach einem kurzen Abschieden und weiteren Abschiedsgeschenken machen wir uns auf den Weg etwas Essbares zu suchen. Wir halten in einer kleinen Gasse vor einem kleinen Fischlokal. Uns erwartet eine riesige Fischplatte mit allen möglichen frittierten Meeresfrüchten, Brot und ein Dipp, Oliven und dazu ein Schälchen marokkanischer Salat: Tomaten, Paprika, Zwiebel, Essig, Öl… Es ist himmlisch lecker und ich frage mich warum wir das am letzten Abend machen; zwischendrin wäre das ein sehr motivierendes Erlebnis gewesen: eine gewaltige Abwechslung zu Tajine, Nudeln und Couscous. Nach einer halben Stunde verlassen wir das Lokal- glücklich und satt und fallen um 01:00 Uhr schließlich in unsere letzte traumvolle Nacht in Oumifiss.

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