Abschied
Zum allerersten Mal seit ich hier bin gibt es für jeden
einen Joghurt zum Nachtisch- noch nie hat Joghurt so gut geschmeckt. Sogar der
künstliche Erdbeergeschmack ruft Entzückung hervor und kann die Freude nicht
trüben. Abends möchte Mustapha mit uns noch einen Ausflug nach Goulimime
machen, damit wir uns von Zeynabu verabschieden können. Eigentlich sollten wir
um 19:00 Uhr losfahren, letztendlich ist es 21:30 bevor wir im Auto sitzen—die
Männer des Hauses- Ayoub, Najib und Mustapha- haben sich heute herausgeputzt,
mit Anzug, Parfüm, Gel in den Haaren. Als wir in der Stadt ankommen herrscht
reges Treiben: tausende von Menschen sind auf den Straßen, Gerüche von
Zuckerwatte mischen sich mit dem Duft nach gegrilltem Fleisch; Autos, Esel,
Fahrrasfahrer, Fußgänger- alles wuselt durcheinander. Der Trubel ist größer als
im Ramandan- Monat, in dem sich ebenfalls nachts Massen von Menschen auf den Straßen
tummeln, die während des Tages vor der Sonne Schutz suchend in den Häusern
ausharren. Die Stimmung in folksfestartig: Kinder mit Süßigkeiten sind überall
unterwegs, Musik schallt und langsam taucht- unbemerkt vom ganzen Trubel- der
Mond hinter den Hügeln auf. Nach mehrfachen Zwischenstopps und Plaudereinheiten
Mustaphas kommen wir schließlich da an wo wir hinwollen: an den Zelten mit den
Naturprodukten die verkauft werden. Drinnen gibt es lauter kleine Stände an
denen meistens Frauen sitzen die ihre Produkte verkaufen bzw. ihre
Organisationen vorstellen: es gibt viele Stände für Arganölprodukte, Honig der
hauptsächlich aus den Blütenpollen von Kakteen hergestellt ist, in Handarbeit
hergestellten Couscous, Olivenöl, Eier… Die Stimmung ist ausgelassen und
friedfertig und an einem Stand entdecken wir schließlich Zeynabu, die für
Mustapha die Ass. Aicha repräsentiert. Wir sind gekommen um uns zu
verabschieden und Zeynabu hat sogar Abschiedsgeschenke für uns: eingepackt in
schillerndes pinkes Paier findet jeder von uns einen blauen Schal. Dianes ist
türkis, meiner ist in hellem blau. Die helle Farbe hat Zeynabu ausgewählt, weil
sie mit den Frauen im Dorf der Meinung ist, dass ich sehr hell bin; Mustaphas
Frau erzählt sogar überzeugt dass ich blond sei. Heller als viele andere hier
bin ich zwar tatsächlich, der Kommentar zu meiner Haarfarbe bringt mich dann
aber doch zum Lachen. Nicht so Zeynabu- ihr fällt der Abschied sehr schwer und
sie möchte dass ich schnell gehe nachdem ich sie zum Abschied gedrückt habe.
Nach einem kurzen Abschieden und weiteren Abschiedsgeschenken machen wir uns
auf den Weg etwas Essbares zu suchen. Wir halten in einer kleinen Gasse vor
einem kleinen Fischlokal. Uns erwartet eine riesige Fischplatte mit allen
möglichen frittierten Meeresfrüchten, Brot und ein Dipp, Oliven und dazu ein
Schälchen marokkanischer Salat: Tomaten, Paprika, Zwiebel, Essig, Öl… Es ist
himmlisch lecker und ich frage mich warum wir das am letzten Abend machen;
zwischendrin wäre das ein sehr motivierendes Erlebnis gewesen: eine gewaltige
Abwechslung zu Tajine, Nudeln und Couscous. Nach einer halben Stunde verlassen
wir das Lokal- glücklich und satt und fallen um 01:00 Uhr schließlich in unsere
letzte traumvolle Nacht in Oumifiss.
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