Überraschungen bzw. Hoffnung für die Hühner?
Die vermeintlich vollen Tage dieser Woche- voll von
wichtiger Arbeit die uns erwartet versteht sich- sind doch nicht so
arbeitsreich wie gedacht. Der Hühnerspezialist auf den wir warten seit ich mein
Praktikum hier begonnen habe und der eigentlich eben in dieser, meiner letzten
Woche auftauchen sollte ist verhindert. Er kann erst Ende Oktober kommen.
Dennoch habe ich heute zum ersten Mal den Eindruck, dass etwas von der
Katastrophe im Hühnerstall von der ich Mustapha ständig berichte tatsächlich zu
ihm durchdringt. Nachdem gestern und heute insgesamt wieder mal fünfzehn Küken
und junge Hühner verendet sind- aus Gründen die wir nach wie vor nicht kennen,
bzw. nicht spezifizieren können und folglich auch nicht wirklich etwas
unternehmen, ist er heute zum ersten Mal ziemlich verzweifelt. Er drückt mir
das Telefon in die Hand und ich telefoniere wenigstens mit dem Spezialisten,
der natürlich übers Telefon auch keine Diagnose dessen wagt, was die Ursache
der krepierenden Tiere sein könnte. Er meint ich solle ein Huhn sezieren um zu
sehen wie die inneren Organe aussehen und dann können wir noch mal
telefonieren. Meine Freude darüber hält sich in Grenzen- ich habe so was bisher
noch nicht gemacht- zuzusehen wie mein Bruder Fische ausnimmt oder Enten
schlachtet war bisher das höchste der Gefühle. Nun denn, immerhin ist Mustapha
jetzt tatsächlich bereit einiges zu ändern- wir kaufen endlich Atemschutzmasken
und Handschuhe, Material um die Ställe richtig zu trennen, sodass infizierte
Hühner nicht zu den anderen fliegen wenn ihnen der Sinn danach steht, und
Desinfektionsmittel. Ich habe nicht den Eindruck für die Hühner etwas verändert
zu haben, aber ich hoffe inständig, dass meine Präsenz wenigstens ein Anstoß
ist gewisse Dinge zukünftig anders zu machen.
Es gibt doch noch Überraschungen: so kamen gestern
kurzfristig zwei Menschen zur Beratung angereist; wie es dazu kam ist mir
weiterhin schleierhaft aber dennoch ist es ein guter Abschluss gewesen, die
Meinung der Fachkräfte zu diesem Hühnerstall zu hören. Das Fazit: die
Grundimpfungen müssen dringend durchgeführt werden, ebenso wie die bessere
Stallhygiene. Vor allem aber leiden alle Hühner an Vitamin- und
Mineralstoffmangel; eine Tatsache, die Mustapha aus meinem Mund nicht hören
wollte. Stolz hat er immer verkündet dass seine Hühner gut ernährt werden, vor
allem wenn er anwesend ist und ab und an Gemüse aus der Stadt mitbringt. Dass
Luzerne als Quelle von Vitaminen und Proteinen nicht reicht war mir zwar
bewusst, dennoch konnte ich nie eine Lösung anbieten- woher die Nahrungsmittel
nehmen, woher das Grün welches es hier einfach nicht gibt? Die Lösung sind nun
fertig gemischte Zusätze die in Casablanca bestellt werden. Das ist wohl auch
der Grund für die hohe Mortalitätsrate der Kücken und jungen Hühner, ebenso wie
für die Anzahl toten Kücken in den Eiern die gar nicht erst schlüpfen weil sie
nicht genügend Nährstoffe bekommen um sich zu entwickeln. Während ich
erleichtert bin und froh bemerke ich dass Mustapha weniger begeistert ist ob
der Tatsache, dass diese Zusätze aus Casablanca und Rabat bestellt werden
müssen, was natürlich kostet. Da aber von den Kücken die geschlüpft sind
hinterher ¾ verendet sind- um genau zu sein: von 1000 geschlüpften Kücken wurden
200 letztendlich verteilt (und die Kücken die in den Eiern gestorben sind, sind
hierbei noch nicht mit einberechnet)-
denke ich dass Mustapha dennoch den Schritt machen wird etwas mehr auszugeben
in der Hoffnung seinem Projekt damit auch zu mehr Erfolg zu verhelfen.
Post- ein Packet kommt an
Am nächsten Morgen um acht Uhr ist die Luft angenehm kühl
und weiße, weiche Wolken liegen vor den Bergen in der Ferne. Die Sonne scheint
und wärmt mit ihren ersten Strahlen, Vögel zwitschern- sonst ist alles still. Ein
erfrischendes Bad und ein paar Schwimmzüge im Wasserbasin im warmen Licht und
dem Duft des Morgens sind der beste Start in den Tag. Später sind wir auf Tour
in Goulimime um einiges einzukaufen und anschließend ein Packet von der Post
abzuholen, auf dass ich schon seit geraumer Zeit- genauer gesagt drei Wochen-
sehnsüchtig warte. Glücklicherweise ist es heute- genau 24 Stunden vor meiner
Abreise angekommen und mit Ausweis und sonstigen Papieren machen wir uns auf
den Weg zur Poststation an der alle Post für die Menschen in der Umgebung
gesammelt wird, da es keinen Briefträger für die Dörfer gibt. Dort angekommen
füllt der Beamte erst einmal zwanzig Minuten lang Zettel aus, bevor ich das Packet
in Empfang nehmen darf. Aber schlussendlich- und darauf kommt es schließlich
an- verlassen wir die Poststation mit einem Päckchen unterm Arm in dem unter
Anderem der Lesestoff steckt den ich mir sehnlichst gewünscht hatte.
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