Mittwoch, 10. September 2014

Überraschungen bzw. Hoffnung für die Hühner?

Die vermeintlich vollen Tage dieser Woche- voll von wichtiger Arbeit die uns erwartet versteht sich- sind doch nicht so arbeitsreich wie gedacht. Der Hühnerspezialist auf den wir warten seit ich mein Praktikum hier begonnen habe und der eigentlich eben in dieser, meiner letzten Woche auftauchen sollte ist verhindert. Er kann erst Ende Oktober kommen. Dennoch habe ich heute zum ersten Mal den Eindruck, dass etwas von der Katastrophe im Hühnerstall von der ich Mustapha ständig berichte tatsächlich zu ihm durchdringt. Nachdem gestern und heute insgesamt wieder mal fünfzehn Küken und junge Hühner verendet sind- aus Gründen die wir nach wie vor nicht kennen, bzw. nicht spezifizieren können und folglich auch nicht wirklich etwas unternehmen, ist er heute zum ersten Mal ziemlich verzweifelt. Er drückt mir das Telefon in die Hand und ich telefoniere wenigstens mit dem Spezialisten, der natürlich übers Telefon auch keine Diagnose dessen wagt, was die Ursache der krepierenden Tiere sein könnte. Er meint ich solle ein Huhn sezieren um zu sehen wie die inneren Organe aussehen und dann können wir noch mal telefonieren. Meine Freude darüber hält sich in Grenzen- ich habe so was bisher noch nicht gemacht- zuzusehen wie mein Bruder Fische ausnimmt oder Enten schlachtet war bisher das höchste der Gefühle. Nun denn, immerhin ist Mustapha jetzt tatsächlich bereit einiges zu ändern- wir kaufen endlich Atemschutzmasken und Handschuhe, Material um die Ställe richtig zu trennen, sodass infizierte Hühner nicht zu den anderen fliegen wenn ihnen der Sinn danach steht, und Desinfektionsmittel. Ich habe nicht den Eindruck für die Hühner etwas verändert zu haben, aber ich hoffe inständig, dass meine Präsenz wenigstens ein Anstoß ist gewisse Dinge zukünftig anders zu machen.

Es gibt doch noch Überraschungen: so kamen gestern kurzfristig zwei Menschen zur Beratung angereist; wie es dazu kam ist mir weiterhin schleierhaft aber dennoch ist es ein guter Abschluss gewesen, die Meinung der Fachkräfte zu diesem Hühnerstall zu hören. Das Fazit: die Grundimpfungen müssen dringend durchgeführt werden, ebenso wie die bessere Stallhygiene. Vor allem aber leiden alle Hühner an Vitamin- und Mineralstoffmangel; eine Tatsache, die Mustapha aus meinem Mund nicht hören wollte. Stolz hat er immer verkündet dass seine Hühner gut ernährt werden, vor allem wenn er anwesend ist und ab und an Gemüse aus der Stadt mitbringt. Dass Luzerne als Quelle von Vitaminen und Proteinen nicht reicht war mir zwar bewusst, dennoch konnte ich nie eine Lösung anbieten- woher die Nahrungsmittel nehmen, woher das Grün welches es hier einfach nicht gibt? Die Lösung sind nun fertig gemischte Zusätze die in Casablanca bestellt werden. Das ist wohl auch der Grund für die hohe Mortalitätsrate der Kücken und jungen Hühner, ebenso wie für die Anzahl toten Kücken in den Eiern die gar nicht erst schlüpfen weil sie nicht genügend Nährstoffe bekommen um sich zu entwickeln. Während ich erleichtert bin und froh bemerke ich dass Mustapha weniger begeistert ist ob der Tatsache, dass diese Zusätze aus Casablanca und Rabat bestellt werden müssen, was natürlich kostet. Da aber von den Kücken die geschlüpft sind hinterher ¾ verendet sind- um genau zu sein: von 1000 geschlüpften Kücken wurden 200 letztendlich verteilt (und die Kücken die in den Eiern gestorben sind, sind hierbei noch  nicht mit einberechnet)- denke ich dass Mustapha dennoch den Schritt machen wird etwas mehr auszugeben in der Hoffnung seinem Projekt damit auch zu mehr Erfolg zu verhelfen.  

Post- ein Packet kommt an

Am nächsten Morgen um acht Uhr ist die Luft angenehm kühl und weiße, weiche Wolken liegen vor den Bergen in der Ferne. Die Sonne scheint und wärmt mit ihren ersten Strahlen, Vögel zwitschern- sonst ist alles still. Ein erfrischendes Bad und ein paar Schwimmzüge im Wasserbasin im warmen Licht und dem Duft des Morgens sind der beste Start in den Tag. Später sind wir auf Tour in Goulimime um einiges einzukaufen und anschließend ein Packet von der Post abzuholen, auf dass ich schon seit geraumer Zeit- genauer gesagt drei Wochen- sehnsüchtig warte. Glücklicherweise ist es heute- genau 24 Stunden vor meiner Abreise angekommen und mit Ausweis und sonstigen Papieren machen wir uns auf den Weg zur Poststation an der alle Post für die Menschen in der Umgebung gesammelt wird, da es keinen Briefträger für die Dörfer gibt. Dort angekommen füllt der Beamte erst einmal zwanzig Minuten lang Zettel aus, bevor ich das Packet in Empfang nehmen darf. Aber schlussendlich- und darauf kommt es schließlich an- verlassen wir die Poststation mit einem Päckchen unterm Arm in dem unter Anderem der Lesestoff steckt den ich mir sehnlichst gewünscht hatte.

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