Dienstag, 26. August 2014

Letzter Tag der Fortbildung und eine kranke Sadia

Heute ist der letzte Tag der Fortbildung. Dafür haben wir gestern Nacht noch lange das Vorzimmer des Hühnerstalls geputzt. Das tun wir relativ häufig- durchschnittlich alle zwei Wochen. Dann wird Staub gewischt, desinfiziert, der Boden geschrubbt. Dann ist der Vorraum zum Hühnerstall fast klinisch sauber, während die Bakterien und Flöhe im Hühnerstall nebenan nahezu ungestört weiterleben dürfen. Es gibt ein großes Festessen bei uns. Sadia- die seit einigen Tagen schlimme Schmerzen im Kopfbereich hat (ob das Zahnweh ist oder vom Asthma kommt können wir aufgrund der sprachlichen Barrieren nicht verstehen)- hat zum Glück Hilfe bekommen um für die sechzig Leute ein zwei- Gänge- Menü zu zaubern. Eine Ziege wurde gestern zu diesem Anlass geschlachtet; die gibt es als ersten Gang- mit Brot. Als zweiten Gang werden Nudeln mit Huhn und Rosinen an die Tische getragen; den Abschluss bilden Kaktusfrüchte und ein Obstteller. Heute ist der erste richtig heiße Tag hier- in Guelmim klettert das Thermometer bis auf 51°Celsius, bei uns ist es ca. fünf Grad kühler- aber dennoch definitiv zu viel für meinen Geschmack. Sogar als die Sonne abends untergeht kühlt sich die heiße Luft kaum ab. Sadia windet sich inzwischen vor Schmerzen doch keiner hat eine Idee was man unternehmen könnte. Mustapha meint, einen Arzt gibt es nicht; als ich herausfinden möchte was er damit meint bleibt seine ungeduldige Antwort dieselbe. Schließlich findet Imame ein paar Schmerztabletten die Sadia eingeflößt werden. Langsam scheint es besser zu werden und sie isst schließlich sogar mit uns zu Abend: Nudeln mit Zucker.


Auf der Suche nach Regenwasser

Im Landesinneren bzw. im Norden des Landes stürmt es stark. Es gewittert und es kommen solche Sturzbäche vom Himmel, dass im Landesinneren ganze Dörfer weggespült werden die aus Lehm gebaut sind. Schlimm ist es vor allem an den Orten, wo in Vergessenheit geraten ist, dass ehemals ein Flussbett lag und wo die Menschen sich arglos niederlassen. Dadurch gibt es wohl immer wieder einige Tote- hier spürt man davon aber nichts. Nach wie vor steht die heißt Luft und auch wenn die Sonne nicht scheint so ist die Hitze dennoch so drückend dass jegliche Bewegung zur Anstrengung wird. Nachmittags fahren wir zu dritt- zwei Männer aus dem Dorf und ich- zum Regenwasser holen. Wir nehmen die Straße die Richtung Plage blanche führt und kommen unterwegs zweimal an Männern vorbei die einfach im Nichts- mitten in der Wüste- auf Klappstühlen sitzen und uns interessiert hinterher schauen. Ich frage mich was sie wohl dort machen und wie lange sie wohl dort sitzen- und ich wundere mich mal wieder wie unterschiedlich Leben so sein können. Mir kommt auch der Gedanke, dass mich die Arbeitsmoral die hier herrscht eigentlich gar nicht mehr wundert, weil es mir selbst so geht, dass diese Hitze die untertags herrscht das Arbeiten fast unmöglich macht. Der Brunnen mir Regenwasser ist ein sechs Meter tiefes Becken, das von außen wie eine Wölbung aus Stein aussieht. Die Hälfte des Wassers ist noch da und wir verbringen eine Stunde damit mit aufgeschnittenen fünf- Liter- Kanistern das Wasser aus der Tiefe zu holen und in unsere Kanister zu füllen. Nach eineinhalb Stunden sind wir um fünf Uhr Nachmittags wieder in Oumifiss und ziemlich k.o. Der prophezeite Regen bleibt bei uns leider aus und Mustapha erzählt abends von dem Problem, dass die Wildschweine der Gegend wohl die gesamte Kaktusernte aufgefressen haben, weshalb nicht- wie vorausgesagt- Gewinne erzielt werden konnten. Nichts desto trotz- die Ernste des Johannesbrotbaumes ist nicht verloren und wir bekommen noch jeder ein halbes Glas Saft zum Probieren. Dieser wird zubereitet indem die Kerne entfernt werden, die Früchte zerkleinert und mit Zucker gekocht. Es schmeckt eher nach Medizin als nach Saft- trotz der Süße schmeckt man die Bitterkeit und es bleibt ein pelziges Gefühl in Mund und Hals zurück. Aber- und das überzeugt mich vollkommen- es wird normalerweise Babynahrung damit hergestellt weil der Nährwert so gut sein soll. Bei der sonstigen Ernährung hier freut mich das sehr und ich genieße mein bittersüßes Glas Saft.

Sonntag, 24. August 2014

Desillusionierung

Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen- dass nicht kommuniziert wird was auf dem Programm steht. Wir werden immer vor vollendete Tatsachen gestellt: Plötzlich befinden wir uns in einem Raum mit vielen anderen Frauen und es ist klar, dass wir den Rest des Tages dort verbringen werden. Es wird gegessen und gewartet, mit Harz geräuchert und Proviantpäckchen für zu Hause gepackt und genauso unerwartet wie wir in der Situation gelandet sind steht Mustapha wieder im Türrahmen und es ist Zeit zu gehen. Viele Nachmittage und manchmal ganze Tage ziehen so vorüber- Zeit für die Hühner Wasser zu holen hat Mustapha nicht. Andere Werte, andere Schwerpunkte. Ich weiß nicht inwieweit ich mich daran gewöhnen will und kann. Am Rande des Dorfes türmt sich ein Müllhaufen neben dem nächsten. Eines Tages treffe ich Sadia- Mustaphas Hausmädchen- dort, als sie den Müll wegbringt. Sie erklärt mir, dass das unser Müll ist und dass wir den in nächster Zeit mal abbrennen müssen. Langsam kommen mir Zweifel am Wahrheitsgehalt von Mustaphas Aussagen, die da zum Beispiel waren, dass er unseren Müll nach Guelmim fährt wo er umweltgerecht entsorgt wird. Aber nun wundert es mich auch nicht mehr, dass der versprochene Tag an dem Sensibilisierung bezüglich der Müllproblematik und Müllsammeln stattfinden sollte immer und immer wieder von ihm verschoben wird und er nicht wirklich Lust hat mit mir darüber zu reden. Sicher- als Europäer hat man nicht das Recht darüber zu urteilen- schließlich ist es ‚unser’ Müll der über Jahrzehnte nach Afrika verfrachtet wurde und auch in unseren Breiten ist man noch weit entfernt von ‚umweltgerechter’ Müllentsorgung. Dennoch stimmt es mich traurig, dass ich nicht darauf vertrauen kann dass die Dinge die mir erzählt werden der Wahrheit entsprechen.  

Donnerstag, 21. August 2014

Sidi Ifni- die blau- weiße Stadt am Meer

Nach einem kleinen Frühstück bestehend aus Weißbrot und Olivenöl machen wir uns auf den Weg nach Sidi Ifni. Nach dem Reiseführer soll es ein malerisches Dorf an der Küste sein, welches lange Zeit hauptsächlich von Spaniern besiedelt wurde, was an der Architektur und den weiß- blau bemalten Häusern gut erkennbar ist. Auf dem Hinweg nehmen wir zwei Jungs mit, die sich von Guelmim ebenfalls auf die Reise gemacht haben um an dem heißen Tag zum Baden zu fahren. Nach einer knappen Stunde erreichen wir unser Ziel- die Stadt an der Küste. Wir parken in der Nähe vom Strand und die Jungs fragen uns in gebrochenem Französisch ob wir abends wieder zurück fahren. Wir versprechen sie wieder mitzunehmen und machen uns auf den Weg. Der Strand ist- im Gegensatz zum Plage blanche- bevölkert und das Ufer fällt mit roten Felsen steil ab. Der Sand ist mit großen Steinen überschüttet damit ihn die Gezeiten nicht in kürzester Zeit abtragen und neben vielen jungen Surfern die hier ihre ersten Wellen reiten erfreuen sich viele Familien des Wassers mit den leichten Wellen und der weißen Gischt. Der Bademeister pfeift alle zwei Minuten in seine Trillerpfeife um alle Badegäste im überschaubaren Bereich zu halten und wir schlendern am Strand entlang- mit der Sonne im Rücken und den roten Felsen, Sand und Wasser vor uns. Glücklicherweise ist es recht schattig durch die überhängende Felskante und immer wieder werden wir an schmalen Stellen mit Meerwasser umspült. Muscheln und schöne Steine säumen unseren Weg- leider durchsetzt mit Plastiktüten und leeren Milchpackungen- ein unverkennbares Merkmal wie unsere Weltmeere inzwischen aussehen bzw. welche Nachbarn unsere Fische heutzutage haben. Fast wollen wir umkehren- aber wir schauen doch noch um die letzte Ecke und finden einen Aufstieg. Der Weg zurück führt uns durch kleine Siedlungen, kleine Ziegenherden, beschauliche Sackgassen, Gassen voller fremder Düfte und Menschen die im Schatten Schutz suchen vor der sengenden Hitze. Zurück am Strand suchen wir uns eine Bar in der wir eine leckere Fischtajine mit einem noch leckereren frischen Salat verspeisen, die wir in der Küche zuvor besichtigen durften und die uns der Koch persönlich an den Tisch bringt. Beim Besten Willen schaffen wir sie nicht ganz und brauchen anschließend einen marokkanischen Verdauungskaffe- in diesem Fall ein leckerer Espresso mit einem Schuss Milch und Schaum.
Da die Hitze um 15:00 Uhr immer noch- vor allem nach dem gestrigen Sonnenbad- unerträglich ist ziehen wir uns zu einer Siesta in den Schatten des Autos zurück um anschließend einen Stadtrundgang zu machen. Es ist wirklich ein malerischer Ort- viel zu sehen gibt es aber nicht und so kehren wir am Meer zurück. Kaum sind wir in der Nähe des Autos erwarten uns die Jungs vom Morgen. Wir versprechen zu warten während sie die Badeklamotten gegen Trockenes tauschen; wobei ein Freund bei uns bleibt und uns beginnt skurrile Geschichten zu erzählen. Er drängt darauf dass wir fahren und deutet uns dass die Jungs von der Polizei  gesucht werden und uns töten werden wenn wir sie mitnehmen. Die Geschichte wird immer seltsamer als schließlich einer unserer Bekannten mit weiteren Jungs wiederkommt und nun doch nicht mit will- dafür aber gerne Geld hätte. Wir verlassen schneller als geplant diesen schönen Ort und machen uns auf den Rückweg, auf dem wir wieder zwei Jungs aufgabeln die uns anschließend helfen am Straßenrand einen ordentlichen Preis für einen Eimer Kaktusfrüchte auszuhandeln- unser Geschenk für meinen geschenkten Tag.

Guelmim mal anders

Heute ist es wieder an der Zeit mit Anwesenheit zu glänzen und so beschäftigen wir uns noch mal mit der Katastrophe im Hühnerstall: diesmal aber mit dem Ergebnis dass wir Mustapha anhand von fünf toten Junghühnern überzeugen zu können dass es Veränderungen braucht: Abends sollen 100 Hühner an Familien verteilt werden. Damit wäre schon mal das Platzproblem gelöst. Bevor es soweit ist machen wir uns- nachdem die stärkste Mittagssonne vorbei ist- auf en Weg nach Guelmim. Dort versuchen wir Medikamente für die Hühner zu bekommen was sich als recht kompliziert herausstellt: erst bei der zweiten Apotheke kriegen wir eins der drei Mittel die wir suchen und  erst nach einigen Umwegen schaffen wir es, dass Ayoup, der Sohn des Hauses, uns den Weg zum Tierarzt zeigt. Der hat an dem Tag aber geschlossen. Unverrichteter Dinge setzten wir Ayoup am Busbahnhof ab, von wo aus er sich auf den Weg nach Agadir macht, während wir einen Verdauungskaffe zu uns nehmen und uns anschließend zu Fuß durch die Gassen bewegen, die ich mit Mustapha noch nie besucht habe, da er seine ausgewählten Routen und Plätze hat. Nachdem wir ausführlich durch Gässchen gestreift sind und einigen Menschen zugeschaut haben wie sie Möbel aus Holz nahen, Gewänder besticken und Gästen die Haare schneiden kaufen wir noch etwas Obst und Gemüse und machen uns schließlich auf den Rückweg. Wir passieren ein am Straßenrand parkendes Auto, dessen Insassen einen Stopp eingelegt haben um zu beten, den halbfertigen großen Torbogen aus Stein den man noch für weitere vier Jahre wird umfahren müssen und sind ausnahmsweise ‚zu spät’ in Oumifiss. Zu spät um die Aktion der Verteilung der Hühner mitzuerleben. Das ist aber nicht weiter tragisch; es gibt noch ca. 50 kleine Hühner die in den nächsten Tagen verteilt werden sollen und nach einem Abendessen das aus dem Rest der Linsensuppe von Mittag besteht, neigt sich unser ruhiger letzter gemeinsamer Tag dem Ende.

Montag, 18. August 2014

 Hochzeit- Freizeit- hoher Besuch

Tage- Tage der Freiheit. Ich habe Besuch bekommen. Eine freudige Überraschung am Sonntag Abend; aus dem verregneten Deutschland ist der Kontrast wohl recht groß. Wir verbringen helle, sonnige Tage. Am Montag besichtigen wir Stall, umliegende Gegend und nehmen am alltäglichen Geschehen Teil. Mustapha schießt Photos von uns mit den Ortsansässigen um Beweise zu haben, dass wir tatsächlich Kontakt und Austausch besteht. Abends bin ich überrascht dass wir zusammen in meinem Zimmer übernachten dürfen- es scheint sogar selbstverständlich zu sein und dass nur ich den ‚Verlobungsring’ trage ist glücklicherweise auch kein Problem, da mir schon erklärt wurde, dass nur Frauen verpflichtet sind den Ring zu tragen; Männer hingegen sind diesbezüglich frei. Am Montag des ersten Tages machen wir uns auf den Weg- eine Cousine der Familie heiratet. 
 

Die Männer sind zuerst dran mit Essen; für sie beginnt es um 15:00 Uhr. Wir Frauen warten derweil geduldig- wie immer in gepolsterten Zimmern ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit- und hüllen uns anschließend in die traditionellen Kleider. Diane und ich stolpern mehr zu unseren Plätzen im Festzelt, da es sich als recht kompliziert herausstellt mit den langen Gewändern zu laufen ohne dass gleichzeitig die Hälfte verrutscht und man Haare, Schultern oder Arme sieht. Langsam wissen wir schon was uns erwartet: Tee, Saft, Datteln und Gebäck, anschließend ein dreigängiges Menü und zum Abschluss Früchte. Zwischendrin kommen viele Frauen vorbei, die abwechselnd Parfüm und Cremes verteilen; die Gäste besprühen Weihrauch räuchern. Der süße, schwere Duft ist betörend und mit der lauten Life- Musik mit a- rhythmischen Trommelschlägen verfällt man fast wie in eine Art Traumzustand. Den Frauen die sich erheben, zur Tanzfläche begeben und ihr Gesicht mit dem Schleier bedeckend zu tanzen beginnen scheint es verstärkt so zu gehen. Während einige Frauen und ein paar Mädchen wie in Trance tanzen- die Braut ist nicht anwesend; aber das ist anscheinend normal wie uns Sarah erklärt- stecken sich zwei Musiker eine Zigarette an. Für Frauen ist das im Süden Marokkos ziemlich strikt untersagt, aber das ändert nichts daran, dass die vier Männer im Zelt unter Hundert Frauen kein Problem damit haben zu rauchen.  Als wir schließlich um 23:00 Uhr zurückkommen, bin ich viel zu satt und heilfroh aus meinen duftenden Klamotten schlüpfen zu können. 

La plage blanche

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum weißen Strand, „la plage blanche“. Je näher wir über der Küste kommen, desto frischer wird die Luft. Über gewundene Straßen, an Hängen voller Kaktusfrüchte und Menschen die sie am Straßenrand verkaufen erreichen wir schließlich das Meer. Noch ist es diesig; fast geht der Horizont in den gräulich weißen Himmel über und Nebelschwaden hängen über den Zelten die am weiten Strand aufgestellt sind. Einige Autos und viele bunte Zelte aus Stoff bedecken einen kleinen Fleck des weiten Strandes an dem man kaum Zeichen der Zivilisation sieht, soweit das Auge reicht. Wir entfernen uns etwas von den vielen Menschen und suchen uns einen ruhigen Ort zwischen dem Meer und der Brandung des Atlantik. Es weht ein frischer Wind und ich brauche eine Weile bis ich mich an das neue Klima gewöhne und mir warm genug ist um mich im salzigen, wilden Wasser abzukühlen und mich von wellen überspülen zu lassen. Wir trocknen in den Dünen- inzwischen hat sich der Dunst weitgehend verzogen und die Sonne scheint warm und hell. 

Der Sand wird warm und immer heißer, sodass man sich schließlich fast die Füße verbrennt, wenn man sich zu weit vom kühlen Nass entfernt. Seit einigen Jahren wurde von der Regierung ein Bauverbot ausgesprochen sodass der Strand bis einen Kilometer ins Landesinnere leer bleibt von Hotels und Ferienanlagen. So bleibt der wilde, natürliche Strand erhalten- der Landstrich bei dem Wüste direkt auf Meer trifft und der sich hervorragend eignet für alles was mit Wassersport und Urlaub am Meer zu tun hat. Das Muschelsuchen erproben wir noch- als uns die Sonne schließlich zu stark wird und unsere weiße Haut zu rebellieren beginnt machen wir uns auf den Rückweg. Kaum kommen wir weiter ins Landesinnere trifft die Hitze wie eine Mauer auf uns. Die kühle Frische verfliegt innerhalb von Minuten- im Landesinneren ist es schwül und es weht ein heißer Wind. Später gibt es ein Hitzegewitter und zum ersten Mal seit ich hier bin regnet es dicke Tropfen und die Erde wir richtig nass. Diesmal sind es mehr als Spuren von Regen aber dennoch hält der Segen nicht länger als zehn Minuten an. Danach bleibt dampfende Erde zurück und schon wenige Stunden später fühlt sich der Boden an als hätte es nie geregnet.



Samstag, 16. August 2014

Geburtstagsvorbereitungen

 
Heute ist Dianes Geburtstag. Vor zwei Wochen habe ich mit Mustapha gesprochen und ihn gebeten, ob wir diesen Tag frei nehmen können und etwas unternehmen: an den nahegelegenen Strand fahren, Sidi Ifni- eine nahegelegene Küstenstadt anschauen, oder den Kamelmarkt, der jeden Samstag in Goulimime stattfindet. Eigentlich war der Plan tatsächlich, dass wir einen Tag an den Strand fahren, aber nun hat sich die Situation geändert. Am Nachmittag findet eine Vollversammlung der ‚Association Aicha’ statt; das heißt dass wir keine Zeit haben etwas zu unternehmen. Schade eigentlich. Gestern Abend fuhren wir mit Sarah- Mustaphas zwanzigjährige Tochter, Ayoup- dem siebzehnjährige Sohn und einem Cousin der beiden nach Guelmim. Dort besuchten wir nochmals den Hamam, genossen die Hitze und das warme Wasser um anschließend Diane und Sarah bei einer Tante abzusetzen, in den Supermarkt zu gehen und uns in den Trubel des Souks zu stürzen um für den nächsten Tag ausgestattet zu sein. 
Wir laufen an Ständen voller Obst, voller Bananen, voller Eier vorbei in einen Laden der riesige Körbe voller exotischer Gewürze herumstehen hat. Die Farben leuchten in der schwachen Beleuchtung der Marktstände und der Duft ist betörend stark und abwechslungsreich- eine unbekannte Mischung aus bekanntem wie Zimt und Kümmel und fremden Gerüchen des Orients. Wir betreten eine Metzgerei; beziehungsweise stellen wir uns an die offene Theke und bestellen einen Ziegenschenkel; das Fleisch für die nächsten zwei Tage… 

Anschließend besorgen wir Mandeln und Oliven in einem Laden in dem sich alle möglichen Produkte bis unter die Decke stapeln und alle möglichen Hülsenfrüchte in Körben ausgestellt sind. Zum Schluss handelt Ayoup noch ausführlich mit einem Verkäufer und ersteht schließlich eine kleine rote Teekanne für 20 Dirham- zwei Euro. Die Jugend kauft verschiedenste Sorten Schokolade die wir am nächsten Morgen in rosa- glitzerndes Geschenkpapier packen um sie Diane zu überreichen. In der Annahme dass wir uns auf den Heimweg machen fahren wir am Haus der Cousine vorbei- dem ist dann aber leider nicht so wie ich feststellen muss- die Jungs haben mich nur abgesetzt und machen sich allein noch einmal auf den Weg, während wir wartend weitere zwei Stunden in einem Zimmer verbringen in dem sich- wie immer hier- nichts weiter befindet als Teppiche und Polster. Man muss hier gut träumen können –

Als wir uns doch schlussendlich auf dem Heimweg befinden begleitet uns die Schwester von Mustapha- eine ältere Dame mit viel Energie die sie hauptsächlich dafür einzusetzen scheint uns viel zu dünne Mädchen zum Essen zu animieren. Anstatt poppiger Stromae- Musik tönen nun traditionelle Klänge aus dem Autolautsprecher und der Fahrstil des Cousins hat sich von risikofreudig und viel- zu- schnell zu vernünftig und rücksichtsvoll geändert. Kaum haben wir die Tante abgesetzt ändert sich das wieder schlagartig kaum haben wir die Straße hinter uns gelassen. Sarah erzählt mir, dass Trampen hier ganz normal ist- dass es auch für alleinreisende Frauen kein Problem ist, solange sie tagsüber unterwegs sind. Das irritiert mich etwas, weil Mustapha ständig warnt wie gefährlich alles ist und dass man den Menschen nicht vertrauen kann und mich Sarah hingegen fast eingeschnappt anguckt wenn ich Fragen solcherart stelle. Aber ich denke ich werde Gelegenheit haben, mehr herauszufinden. Während ich schreibe kraxeln die zwei kleinen Kätzchen die schon viel zu lange klein sind (wahrscheinlich weil die Mutter nicht genügend fressen kann um ausreichend Milch zu geben) an dem nahestehenden Sessel herum und beißen abwechselnd in meine Laptoptasche oder sich gegenseitig. 


Geburtstag feiern & Ausflug zur Oase


















An Dianes Geburtstag machen wir uns schließlich auf den Weg zu einer Oase. Die Hälfte fährt mit dem Auto, die andere Hälfte geht die vier Kilometer zu Fuß. Ich bin unglaublich dankbar für das Gefühl in Beinen und Füßen, die sich nach einem Monat nahezu ohne Bewegung endlich wieder richtig durchblutet anfühlen. Nach einer Stunde Wanderung durch Steinwüste erreichen wir unser Ziel; es gibt Torte und dazu Grüntee den wir aus Ermangelung an Strom, Wasser oder Gas auf einem Stövchen mit  Kohle zubereiten. Anschließend machen wir uns auf dem Weg auf den höchsten Hügel in der Gegend von dessen Gipfel wir einen wunderschönen weiten Blick haben. Die Mittagssonne beginnt unerträglich heiß zu werden- da kann auch der frische Atlantikwind nicht mehr darüber hinwegtäuschen und wir machen uns auf den Rückweg. 




















Während die Männer ihr Tajine essen warten die Frauen geduldig, bis sie schließlich an der Reihe sind. Anschließend verfällt die ganze Gruppe im kühlen Schatten des Hauses in tiefen Schlaf. Dreimal schrecken alle aus dem tiefen Nachmittagsschlaf auf- einmal stürmt Ayoup mit fröhlichen „Che tal?“ in den Raum, einmal klingelt Mustaphas Telefon und ein drittes Mal tönt der Gesang der Muezzine durchs Zimmer den wir zuerst nicht zuordnen können dessen Ursprung dann aber nur ein Handywecker ist. Nachdem alle fürs erste ausgeschlafen sind machen wir uns zu elft mit einem Auto auf den Rückweg und kommen gerade rechtzeitig um dort den Nachmittagstee zu trinken.

Freitag, 15. August 2014

Fortbildung- Sommerschule

Seit drei Tagen findet in Oumifiss eine Veranstaltung statt- oder besser gesagt in Räumlichkeiten der ‚Association Aicha’ in der Nähe von Oumifiss. Mustapha bringt den Menschen grundlegende Dinge über das Wesen von Organisationen bei: Bürokratische Grundlagen, Dinge, die bei der rechtlichen Situation zu beachten sind, Grundregeln der Kommunikation… Dafür kommen die Menschen sogar aus den umliegenden Dörfern mit dem Bus, der dreimal am Tag fährt. Allerdings kommen alle zu verschiedenen Zeiten, was einerseits daran liegt, dass die, die nicht mit dem Bus kommen die Zeiten nicht so genau nehmen und andererseits damit zu tun hat, dass hier für die Zeit des Ramadan die Uhrzeit umgestellt wurde, manche die Uhr danach aber nicht wieder umgestellt haben. Für mich ist das inzwischen die komplette Verwirrung, weil auch die verschiedenen Menschen mit denen ich täglich im Hühnerstall zu tun habe alle unterschiedliche Uhrzeiten haben. Aber für die Leute hier scheint das kein Problem darzustellen und geäußerter Unmut diesbezüglich stößt höchstens auf Unverständnis.


















So beginnt die Fortbildung meist anstatt um 08:30 Uhr erst um 10:00 Uhr und selbst dann trudeln noch Leute ein. Um 11:00 Uhr gibt es die große Pause mit einem riesigen Buffet voll süßem Gebäck, Mandeln, Datteln, Saft, Milch und natürlich Tee. Anschließend geht es weiter bis halb drei (oder halb zwei?). Am Nachmittag ist es zu heiß um irgendetwas Sinnvolles zu tun; die Menschen pilgern heim, essen zu Mittag und machen ihre Siesta. Aber nicht ohne vorher dem Wasserbasin vorher noch einen Besuch abzustatten der sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Es ist ein großes Becken das mit dem Wasser gefüllt ist mit dem abends und morgens die Pflanzen bewässert werden. Das gesamte männliche Jungvolk gönnt sich ein kühles, erfrischendes Bad während es den Frauen, die die Geschlechtsreife erlangt haben, höchstens gestattet ist zuzuschauen. Diese ziehen es dann aber vor in der ‚Kühle’ des Hauses zu warten bis sich die männlichen Begleiter ausgetobt haben und sich alle gemeinsam auf den Heimweg begeben.

Sonntag, 10. August 2014

 Fantasia & Henna

 

















Dieses Wochenende findet in Goulimime erstmals seit geraumer Zeit die Fantasia statt. Das ist eine traditionelle Festlichkeit die oft auch bei Hochzeiten stattfindet und bei der Reiter in ihren traditionellen Gewändern und ihren kunstvoll geschmückten Pferden ca. 200 Meter möglichst in einer Linie nebeneinander her galoppieren. Nach 200 Metern feuern sie- ebenfalls möglichst gleichzeitig- einen Schuss aus ihren traditionellen Gewehren ab – in die Luft versteht sich; bzw. in diesem Fall in den Boden. Mehrere Mannschaften treten gegeneinander an und das ganze dauert jeweils ca. drei Stunden jeden Tag des Wochenendes. Auch dies wurde von Mustapha iniziiert- er bekommt einen Preis überreicht. Es scheint ein wichtiges soziales Event zu sein- viele Menschen sind gekommen, sitzen unter Zelten und beobachten Tee- trinkend das Geschehen. Andere sind mit ihren Autos direkt bis zur Absperrung vorgefahren. Bei Sonnenuntergang endet das Spektakel und wir machen uns im roten Licht der untergehenden Sonne auf den Heimweg.





















Abends beschließen die Frauen des Hauses dass es Zeit ist uns die Hände mit Henna zu bemahlen. Gesagt getan- Diane ist als Erste dran; ich darf erstmal zuschauen, wie Sadia kunstvoll Blumen, Blätter und Schnörkel auf Dianes Hände malt. Schließlich bin ich an der Reihe. Es ist ein angenehmes Gefühl die Hände bemalt zu bekommen und faszinierend wie fein die Muster hinterher sind, die mit einer relativ groben Spritze aufgetragen werden. Die Jungs des Hauses überreden Sadia schließlich, dass sie mir noch meinen Namen auf Arabisch auf den Arm schreibt. Diese Schrift ist einfach wunderschön- eine Kunst für sich; vor allem wenn man sie absolut nicht lesen kann so wie ich momentan. 
  
 

















Anschließend erwartet mich allerdings eine ungeheure Geduldsprobe. Was ich vorher nicht wusste ist, dass man nach dem Auftragen der Henna- Farbe zwei bis drei Stunden warten muss und die Hände dabei kaum bewegen darf damit nichts verschmiert. Während dieser Zeit werden die Muster immer wieder mit Zitronen- Grüntee- Zuckerwasser eingetupft damit die Farbe später gut hält. Aber das ist noch nicht alles: die Paste muss über Nacht auf den Händen bleiben. Das führt dazu dass wir nichts mehr machen können und sogar Hilfe brauchen um unsere Sachen zu packen und die Tür aufzusperren. Unsere Hände werden in Socken gepackt, damit sie gut geschützt sind. Der würzig- erdige Geruch des Henna begleitet mich in meine Träume und auch am nächsten Tag noch bis zum Abend, wo wir das erste Mal wieder Hände waschen dürfen. Als Belohnung für unsere Geduld haben wir wundervoll verzierte Hände die überall bestaunt werden- mal sehen wie lang es hält: da zeigt sich wie viel Geduld wir tatsächlich hatten.

Samstag, 9. August 2014

Feierlichkeiten in der Wüste & Abschied von Road Tree'p

Nach dem Frühstück und nachdem die Gäste ihre Schlafsäcke, Zelte und sonstiges Hab und Gut wieder eingepackt haben, machen wir uns auf den Weg nach Tantan. Wir sind zu spät- wie eigentlich immer- die Sonne steht schon hoch am Himmel und wir brauchen zwei Stunden, auch wenn es Kilometermäßig gar nicht so weit ist. Wir haben 150 Bäumchen auf der Ladefläche und sind froh, dass diesmal tatsächlich jeder von uns einen vernünftigen Sitzplatz hat und das Auto ausnahmsweise nicht überfüllt ist. Da besteht Mustapha sogar darauf, dass wir uns anschnallen. Wir begeben und in eine andere Welt- in eine Welt die von Schlangen, kleinen Nagetieren, Skorpionen und Kakteen bevölkert wird. Als wir nach einer Buspanne schließlich an dem Ort ankommen wo wir hinwollen sind wir alle überrascht: Mustapha hat niemandem von uns gesagt dass uns ein riesiges Fest der Sippe der auch er angehört erwartet. Ca 2000 Menschen sind anwesend und sie alle tragen ihre Festtagsgewänder: Männer ihre weiß- blauen Kutten, Frauen bunte Festtagsschleier. Drei Dromedare, denen die Beine so zusammengebunden werden dass sie sich nicht bewegen können, wurden als Geschenke von anderen Sippenmitgliedern mitgebracht. Für fühlen uns definitiv falsch bekleidet mit unseren erdigen Arbeitsklamotten, aber Mustapha meint, wir würden damit ein gutes Zeichen setzten. Er selbst hat sich im Auto noch schnell umgezogen.

 Wir werden äußerst freundlich in Empfang genommen und in dem großen Festtagszelt auf drei Tische verteilt die alle sehr festlich geschmückt sind. Es gibt sogar Besteck und Porzellanteller mit verziertem Rand. Innerhalb der nächsten Stunde füllt sich das Zelt langsam und Kellner in weißen Hemden und schwarzen Hosen beginnen Tee und süßes Gebäck zu verteilen. Nach weiteren zwei Stunden und vielen Ansprachen auf Arabisch wird das erste Gericht serviert: jeder Tisch bekommt auf einer Silberplatte ein junges Zicklein serviert. An einem Tisch sitzen ca. acht Personen. In der Annahme dass das das gesamte Gericht ist essen wir reichlich. Danach wird allerdings ein zweiter Gang- fünf Hühnchen mit Oliven und etwas Soße garniert- serviert. Anschließend gibt es Couscous mit Fleisch und etwas Gemüse; aber da kann leider keiner von uns mehr etwas essen. Abschließend wird ein Obstteller serviert; mit vielen leckeren Obstsorten. Die Speisen die übrig geblieben sind werden wieder in die Lastwägen verladen mit denen sie extra viele Kilometer weit in die Wüste gebracht wurden. Beim Verlassen des Zeltes werden wir mit verschiedenen parfümierten Wässerchen übergossen, sodass wir danach wie Duftbäumchen durch die Gegend wandeln, es aber selbst kaum noch riechen. In großem Trubel verabschieden wir uns von der Road Tree’p Gruppe die ihren Weg nach Süden fortsetzt während wir uns wieder auf den Weg nach Oumifiss machen. Davor laden wir noch die Bäume ab- fürs Pflanzen reicht die Zeit leider nicht mehr. 


Auf der Rückfahrt begegnet uns eine riesige Herde Dromedare. Es müssen um die 300 Tiere sein und mir kommt wieder mal der Gedanke, dass ich Tiere einfach lieber lebendig mag. Wie aus dem Bilderbuch oder im Film heben sich die geschwungenen Körper von der Ebene ab; in einiger Entfernung dahinter liegen die Berge und alles ist getaucht in das warme, rote Licht der untergehenden Sonne. Mustapha erzählt uns Geschichten: er erzählt von Zeiten vor ungefähr zwanzig Jahren, als die Gegend noch fruchtbar war- als es noch blühte und grünte und Bäume schneller wuchsen als man sie fällen konnte. Doch Jahr für Jahr- und das erscheint wirklich absurd, bzw. grotesk angesichts des Klimawandels der hier bestimmt nicht verursacht wird- regnete es weniger. Es gab weniger grün, weniger Blüten, weniger Tiere. Fauna und Flora veränderten sich. Das Land wurde zur Wüste und für viele Tiere und Pflanzen war Südmarokko kein Raum mehr zum leben. So ist es heute immer noch, aber Menschen beginnen sich zu wehren: hier werden Bäume gepflanzt, weil die Bewohner dieses Fleckchens Land wissen, was Klimawandel bedeutet. Weil sie spüren, dass auch für Menschen Leben schwierig wird. Weil sie wissen, dass es Dinge ändert wenn ein Baum mehr oder weniger steht und wenn ein Auto mehr oder weniger fährt. Vielleicht ändert es hier erst einmal nur wenig, aber die Welt atmet ein bisschen mehr; mit jeder Pflanze die gedeiht.

Freitag, 8. August 2014

Besuch von Road Tree'p


Gestern Nacht ist hier eine Gruppe von Menschen angekommen. Sie sind auf einer Reise von Frankreich über Spanien, Portugal, Marokko bis Mali und nennen sich Road Tree’p. Sie pflanzen auf ihrem Weg Bäume; die Autos lassen sie im Zielland und spenden sie dort u.A. Schulen. Seit vielen Jahren kommen sie in Oumifiss bei Mustapha vorbei- sie verbringe fünf bis zwölf Tage hier, campieren, besuchen den ‚weißen Strand’, den Hamam in Guelmim, pflanzen Bäume und besuchen mit Mustapha Veranstaltungen bei denen sie Schulränzen an Kinder verteilen, die gleichzeitig drei Bäume bei der Einschulung bekommen die sie pflanzen und um die sie sich kümmern sollen. Uns stehen ereignisreiche Tage bevor.

Paradiesgärten und Frühstück für Könige

Mit den zwei Bussen und einer Gruppe von zwanzig Personen machen wir uns morgens ohne Frühstück- nachdem ich im Hühnerstall war- auf den Weg zu der dritten Station bei der wir Bäume pflanzen. Als wir ankommen erwartet uns erst einmal ein Frühstück für Könige: neben Datteln, Mandeln, Tee, Brot mit Honig, Olivenöl und Butter zum Eintauchen, Plätzchen, Buttermilch, normaler Milch, ‚Orangensaft’ und Tee werden uns noch Spieße mit Kamelfleisch serviert- dem besten und teuersten Fleisch in der Gegend. Ablehnen gilt nicht und so sind wir alle überfüllt als wir schließlich den Saal verlassen um erst einmal den schon bestehenden Garten zu bewundern, der wie eine große grüne Oase einen riesigen Avocadobaum beherbergt, der das ganze Jahr Früchte trägt, Orangen- und Zitronenbäume, Granatapfel und Feigen. Anschließend begeben wir uns auf die Felder und sind alle sehr erleichtert, als wir hier zum Ersten Mal Löcher vorfinden die uns die Arbeit sehr erleichtern. In Rekordzeit werden 120 Bäume gepflanzt und wir machen uns am frühen Nachmittag auf den Heimweg um dort Mittag zu essen. Danach spätestens fällt Bewegung unglaublich schwer und wir starten erst um 18:00 Uhr in unseren freien Tag. 

 

 Ein freier Nachmittag und der Besuch eines marokkaninschen Bades

Auf dem Programm steht der Besuch eine Bades, dessen Wasser genau 38° Celsius hat und heilkräftige Wirkung, wie Mustapha beteuert. Frohgemut machen wir uns auf den Weg- nur mit einem Bus- die Hälfte möchte lieber in Oumifiss bleiben und sich zu der Stadtbesichtigung in Guelmim wieder anschließen. Beim Bad angekommen trennen sich unsere Wege: die Frauen haben ein eigenes Bad; die Männer sind in einem anderen Haus untergebracht.

Der Eintritt beträgt einen Euro und wir freuen uns aufs Wasser, nachdem wir die letzten Tage zu zwanzigst genau eine Dusche zur Verfügung hatten und entsprechend wenig Wasser zu Gesicht bekamen. Die zweite Dusche in unserer Wohnung kann man leider nicht nutzen weil die Abwasserrohre nicht richtig verlegt sind und es das Abwasser aus der Küche in der Dusche hoch drückt –inklusive Essensresten wie Reis oder Blut vom Fleisch- oder eben andersherum. Als wir uns in einem Gemeinschaftsraum umziehen und uns ein unangenehmer Geruch in die Nase steigt kommen uns erste Zweifel. Als wir den Baderaum betreten bestätigen sich unsere Befürchtungen: das Wasserbecken ist übervölkert, das Wasser ist gelb. Babys die ihren Harndrang und Anderes eindeutig noch nicht kontrollieren können plantschen im Wasser, ältere Frauen sitzen auf Stufen und werden von ihren Angehörigen geschruppt. 
Die Fließen um das Becken sind mit einem dunklen Film und Haaren überzogen, sodass man die Schuhe eigentlich nicht ausziehen möchte. Wir setzen uns eine Weile an den Beckenrand und kämpfen innerlich mit uns: wir wollen ungern unhöfliche, doofe Touristen sein; aber das übersteigt eindeutig unsere Toleranz. Nachdem wir von jungen Frauen die neben uns Köpfer ins Wasser machen immer nasser werden machen wir uns auf den Weg zu den Duschen die- wie wir mit Bedauern feststellen müssen- nicht existieren. Also verlassen wir- gefühlt schmutziger als vorher- das Bad und warten auf die Jungs die uns hinterher von einem sauberen Bad mit Duschen berichten. Tja. Hm.. Bei uns war anscheinend die Pumpe kaputt. Dafür nehmen wir uns aber vor dem Besuch des Souks noch die Zeit um ein Hamam aufzusuchen. Der Eintrittspreis ist derselbe; es ist angenehm warm und schwül in den Räumen. Wir begeben uns in den letzten der vier Räume- den heißesten- bekommen Seife geschenkt und duschen uns mit Eimern die wir mit Wasser füllen. Eine Wohltat. Und genau der richtige Start für den anschließenden Besuch der mit Menschen, Düften und Lauten gefüllten Marktgassen.

Dienstag, 5. August 2014

Fahrrad fahren

Heute hat der Wind gedreht. Man merkt es einerseits daran dass es plötzlich viel heißer ist als die letzten Tage; vor allem aber weil es von Fliegen nur so wimmelt. Überall sind Fliegen. Sie stören den Schlaf, sie kitzeln beim Arbeiten und vor allem beim Essen muss man aufpassen dass man sie nicht aus Versehen mit verspeist. Wir haben Glück, Mustapha hat heute voller Freude erklärt, dass er uns ein Fahrrad besorgt hat- ein Fahrrad mit dem wir im Dorf ein bisschen fahren dürfen. Weiter sollen wir uns nicht entfernen, weil es gefährlich ist. Als ich nachfrage warum, meint er dass die wilden Hunde der Grund seien. Er erklärt mir, dass sie sich in Rudeln zusammenfinden und dann zum Teil Menschen angreifen. Ich bin mir nicht sicher wie ernst ich das nehmen kann und sollte; vor allem weil man auf den Straßen immer wieder Menschen auf Fahrrädern begegnet, ebenso wie Hunden die vor allem Angst haben, aber ich begnüge mich aus Respekt vor Mustapha mit kleinen Touren. Alles andere wäre mir mit dem Fahrrad auch zu riskant  bei dem man nie sicher ist wie viele Tritte in die Pedale es einen noch trägt.

Sozialstruktur

Erst einmal machen wir uns aber auf den Weg nach Guelmim um dort einige Erledigen vorzunehmen und Diane abzuholen, die mittags aus Paris wieder hier landet. Nach zwei Straßenecken sammeln wir zwei Frauen mit ihren drei Kindern ein die auf den Bus warten, der dreimal am Tag vorbeikommt. Mustapha erzählt mir,  dass es in Marokko keine Schulpflicht mehr gibt, was dazu führt, dass immer mehr Kinder und folglich auch Erwachsene Analphabeten sind und eben auch kein Französisch lernen. Ebenso groß ist das Problem der Armut; viele Familien leben von weniger als fünf Euro am Tag; 50% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Nahrungsmittel sind hier so günstig, dass Familien auch wenn sie kein Geld haben eigentlich nie Hunger leiden müssen. Dennoch fehlt es für alles Andere: Bildung (das hat eben Auswirkungen darauf ob Kinder zur Schule gehen oder nicht), Kleidung, Medikamente. Vor allem Letzteres ist ein enormes Problem weil es bisher nur für Beamte ein Sozialsystem gibt. Es fehlt an Ärzten, es fehlt an Medikamenten, es fehlt an Krankenhäusern. Die meisten gebildeten Menschen verlassen das Land und werden mit Freude von Ländern wie Frankreich, Holland und Kanada willkommen geheißen. Mehr als die Hälfte der Ärzte mit marokkanischer Staatsbürgerschaft arbeiten im Ausland.10% der Bevölkerung haben genug Geld um in Marokko zu leben; sie bilden quasi die Oberschicht. 20% der Menschen haben genug zu Essen, sie können sich angemessen kleiden und ihre Kinder zur Schule schicken. Für 70% der Bevölkerung ist das nicht möglich. 

Straßen von Guelmim

Wie um das Bild zu untermalen fragt uns an einer Ampel in Guelmim ein Mann ob wir etwas Geld für ihn hätten und wir schicken ihn mit fünf Dirham (~50 cent) weiter und fahren durch die Straßen dieser Stadt, die ich nicht auseinanderhalten kann und innerhalb von kürzester Zeit die Orientierung verliere: Alle Häuser haben dieselbe Farbe- Mustapha erklärt dass das gesetzlich vorgeschrieben ist- überall ist es Flach und Geschäfte reihen sich, in Form von offenen Garagen aneinander. Wir passieren eine Metzgerei in der große tote Tiere von der Decke hängen und halten vor einer schmalen Treppe die zu einer Zahnarztpraxis hinaufführt. Sarah- Mustaphas Tochter hat Zahnschmerzen und eigentlich einen Termin um 10:30 Uhr. Da der Zahnarzt aber gleichzeitig Besitzer eines Theaters ist und jeden Abend lange beschäftigt, beginnt er mit seiner Arbeit wenn er ausgeschlafen hat. Heute voraussichtlich um11:00 Uhr. Wir begeben uns wieder in das Gewimmel der Straßen mit den roten Häusern, verschleierten Frauen, Eseln die Karren ziehen, Fahrrädern, Taxis und entspannten Marokkanern die ihren süßen Tee genießen und das Treiben beobachten.

Montag, 4. August 2014


Meine Tage

 
















Ich lerne- ich lerne unter Anderem mein Handy ständig bei mir zu tragen. Wovor ich mich in heimatlichen Gefilden immer gedrückt habe ist eingetreten. Das liegt daran, dass Mustafa tatsächlich jedes Mal einen riesigen Schreck bekommt wenn Jemand nicht ans Telefon geht; generell stößt ein lockerer Umgang mit diesem Medium auf enormes Unverständnis. Im Hühnerstall hatte ich es bisher nicht dabei; da das aber zu einem kleinen Aufstand geführt hat, beschloss ich es heute mitzunehmen. Jetzt hat sich das Problem gelöst, denn es ist mir in den ersten zwei Minuten in den Wassereimer gefallen und funktioniert nicht mehr. Momentan trocknet es in der Sonne- und ich bin unerreichbar.
Eine der vielen Katzen hier ist ziemlich krank. Mustapha hat mir erklärt, dass das daher kommt, dass die Katzen hier jagen weil sie nicht wirklich gefüttert werden. Allerdings gibt es auch nicht wirklich viel zu jagen und so fressen sie was es gibt: Schlangen. Wenn sie Pech haben verdrücken sie aber das Gift mit oder werden im Kampf gebissen woran sie in der Folge- je nach Menge des Giftes- sterben. Davor leider sie aber noch eine Weile. Genauso wie kranke Hühner die hier weder besonders gepflegt werden noch geschlachtet. Wobei das vielleicht ein Glück ist, da meine Anregung diesbezüglich letztes Mal zu einem Blutbad mit stumpfem Messer geführt hat.


Hühner

Meine Tage vergehen- jeden Morgen um 8:00 Uhr beginne ich meinen Tag im Hühnerstall: Wasser wird gewechselt, es wird gefüttert, die Brutkästen kontrolliert und die Küken versorgt. Je nachdem steht manches Mal noch das Putzen der Brutkästen, der Ultraschall der Eier die ausgebrütet werden oder andere Sonderaufgaben auf dem Plan. Jeden Abend um 18:00 dieselben Aufgaben, wobei wir danach meist auf die Felder gehen um mit der Sichel frische Kräuter zu schneiden- damit die Hühner ein bisschen Vitamine bekommen. Seit einiger Zeit herrscht im Hühnerstall das große Problem der Parasiten, bzw. des Flohbefalls. Trotz medikamentöser Bekämpfung ließ sich das bisher nicht lösen, da man den Stall so wie er konzipiert ist unmöglich Grundreinigen kann und der Boden ein optimaler Überlebensfloh der Schmarotzer ist. Das fällt vor allem deshalb unangenehm auf, da man jedes mal nach Verlassen des Hühnerstalls feststellen muss dass man selbst die Parasiten auch spazieren trägt. Auch wenn sie für Menschen grundsätzlich keine Wirte sind so krabbelt es dennoch recht unangenehm. Außerdem sehen die Hühner dadurch extrem zerrupft und ungesund aus. Eine Lösung müsste her- aber in diesem Fall bedeutet das- sagt zumindest Mustafa- dass man den Stall betoniert. Das ist zwar ziemlich teuer aber aus hygienischen Gründen nahezu unerlässlich bei der Anzahl an Hühnern die Mustapha hat (ca. 200) und vor allem haben will (~1000). Das ist- neben einem Handbuch über Hühnerzucht angepasst an die hiesigen Verhältnisse (was meine Aufgabe ist)- das nächste große Projekt.


Bepflanzung

Neben den Arbeiten im Hühnerstall und den theoretischen Recherchen zu Hühnerzucht, bzw. dem Schreiben am Handbuch, was für mich auch noch alles neue Materie ist, sind die täglichen Themen, neben Öffentlichkeitsarbeit und Kontaktpflege für die Association (was hier ziemlich viel Raum einnimmt) mit Beforstung bzw. Bepflanzung der Gegend, Bewässerung und dem Etablieren von Solarenergie hier im Dorf geprägt. Konkret ist für uns da aber momentan wenig zu machen: Die Bäume werden von uns mit Magnesium- und Zinkpulver versorgt, da hier ein enormer Mineralmangel herrscht und sonst warten wir auf Bewilligung von Geldern um weitere Bäume pflanzen zu können. Noch werden die Bäume größtenteils mit dem traditionellem System bewässert, d.h. es werden unglaubliche Mengen Wasser durch die anlagen geleitet und durch künstlich gebaute Dämme entstehen so kleine Flussläufe die morgens Wasser führen. Das ist allerdings unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten relativ katastrophal, da viel Wasser an Stellen versickert wo es nicht gebraucht wird und die Verdunstung unglaublich groß ist. Bei neuen Projekten wird daher ‚goût- à- goût’ etabliert. Ein System bei dem Leitungen verlegt werden und jede Pflanze einzeln bewässert wird. Zum Glück hat Marokko einen unglaublich großen unterirdischen Wasserspeicher der schon seit Jahren die Bevölkerung speist und der Grund ist, warum noch nicht alles Leben hier verschwunden ist. Denn es regnet seit den letzten zehn Jahren durchschnittlich zweimal im Jahr. Die Bäume die Mustapha pflanzt sind hauptsächlich Johannesbrotbaum, Granatapfelbaum und Kakteen. Alle drei haben auch sehr schmackhafte Früchte; momentan wird ausgetestet wie gut Quitte, Zitrone und Apfel hier gedeiht- mit einigem Erfolg, wenn man vom Mineralmangel absieht der die Blätter welk wirken, und die Früchte klein ausfallen lässt.

Müll

Als ich mich in der ersten Woche zweimal heimlich frühmorgens aufmache um verbotenerweise allein einen kurzen Spaziergang zu machen wird mir, durch die Schluchten die mit Müll gefüllt sind, bewusst wie groß das Müllproblem hier sein muss. Ich beschließe mit Mustapha darüber zu reden ob wir nicht diesbezüglich initiativ werden können, vor allem weil sich Oumifiss darauf beworben hat ein Positivbeispiel von Dorf zu werden. Er erklärt mir, dass sich das 2016 alles lösen wird, dass dann Mülltonnen ins Dorf gebracht werden und der Müll irgendwo anders gepresst werden wird und dann nach Casablanca verkauft. Er meint dass die Dinge dort recycelt werden. Bis dahin schmeißen die Menschen aus Mangel an Alternativen und aus dem Grund dass sie die eigene Verantwortung dafür ablehnen und auf dem Standpunkt beharren dass die Behörden eine Lösung finden müssen, ihren Müll einfach vor die Haustür—und es tut mir fast körperlich weh zu sehen wie die wunderschöne Wüste und die letzten grünen Pflanzen von Plastik erstickt werden. Schließlich kann ich Mustapha überreden wenigstens einen Tag zu machen, an dem das Dorf gemeinsam Müll in der Gegend aufsammelt, den wir anschließend nach Agadir fahren wo es Mülltonnen gibt und wo der Müll– hoffentlich- recycelt wird. Ich freue mich- auch wenn Mustapha meint die Sensibilisierung der Menschen nutze nichts, weil eben noch keine andere Lösung existiert. Er meint das ist ein Projekt für 2016, was ich etwas anders sehe und schade finde, aber vielleicht habe ich da noch einen zu idealistischen Blick auf die Dinge. Und ein Anfang ist gemacht…
Mustapha ist es momentan wichtiger den Kindern des Dorfes etwas mitzugeben. ER hat sieben PCs beschafft und möchte dass wir den Kindern des Dorfes neben dem Hühnerstall Französisch- und EDV- Unterricht geben. Das soll quasi eine Sommerschule sein; und die Idee ist sicher gut; ich bin mir aber nicht sicher ob wir dafür die Richtigen sind, da keiner von uns beiden arabisch spricht und die Kinder –außer Bonjour- kein Wort Französisch können. Also wird zumindest der EDV- Unterricht kompliziert werden. Heute Abend ist die erste Unterrichtseinheit- es bleibt spannend.


 Überirdisches Wasser














Ein wunderschöner Fluss fließt durch Oumifiss. Eines der wenigen Gewässer die im Süden Marokkos an der Erdoberfläche zu finden sind und natürlicherweise vorkommen. Er beherbergt Fische, Schildkröten, Schlangen. Er riecht gut und um ihn herum kann viel Grün gedeihen. Ein Junge steht am Fluss mit einer Angel die er sich mit einem Bambusstab gebaut hat. Er fängt einen Fisch und die Begeisterung ist groß. Als ich frage ob sie die Fische essen ist die antwort nein. Als ich weiterfrage warum nicht, ist die Antwort etwas komplexer. Das Abwasser aus den Haushalten hier wird in großen Becken gesammelt und wieder aufbereitet. Dennoch übersteigt es ab und an die Kapazitäten der Anlage und wenn das geschieht, dann werden zweimal im Jahr die Schleusen geöffnet und das Abwasser fließt dahin, wo es Wasser schon Wege gezeichnet hat: es landet in dem schönen Fluss mit den wilden Tieren und dem vielen Grün. Und der schöne Fluss fängt an zu stinken, man kann nicht darin baden, Müll treibt darin und die Fische kann man nur noch angeln- nicht essen. Mit den wenigen Wasserquellen die überirdisch noch existieren ist es leider dasselbe Trauerspiel; inklusive dem Meer.

Freitag, 1. August 2014

Oumifiss- Geschichte des Dorfes

Flusslauf durch Oumifiss


 Bei der Vollversammlung der Association Aicha heute um 17:00 Uhr wird mir bei anfänglichem Teetrinken die Entstehungsgeschichte des Dorfes zugetragen. Es muss sich wohl um das Ende des 19. Jahrhunderts ereignet haben, dass ein mutiger Mann aufbrach um einen Ort zu suchen an dem er sich niederlassen und eine Familie gründen wollte. Aus nicht überlieferten Gründen verließ er seine Heimat im Norden Marokkos und machte sich auf Richtung Süden. Er passierte Städte und Dörfer bis er zum sogenannten Tor der Wüste gelangte. Hier wehte ein heißer Wind, die Sonne brannte herunter aber es gab dennoch Grün und Leben. Die Menschen hier waren anders als im Norden- anders als er es kannte: gut die Hälfte von ihnen hatte Geschichten zu erzählen von Zeiten in denen sie noch umherzogen mit ihren Kamelen, ihren Kochtöpfen, ihren Frauen und Kindern. Die andere Hälfte kannte die umherziehenden Gefährten mit ihren Geschichten- zum Teil waren sie selbst, oder zumindest ihre Großmütter und –väter von weit her gekommen; übers Meer aus einem Land das sie Espagna nennen. Sie alle kannten das Reisen, die Freiheit aber auch die Mängel und das harte Leben welches das mit sich bringt. Daher war in Jedem Haus ein Platz zum Schlafen und ein Platz am Tisch für die fremden Freunde. Hier, kurz nach dem Tor zur Wüste, an einem Hügel und einem breiten Fluss in dem sich Schildkröten und Fische tummelten, wo man in der Ferne die Berge sehen kann, beschloss er zu bleiben. Er baute ein Haus, etablierte seinen Garten, heiratete eine Frau aus der Gegend und lebte ein einfaches und glückliches Leben mit seinen Tieren und seinen vier Söhnen die ihm seine Frau gebar. Als es an der Zeit war suchten sich diese vier Söhne vier Frauen und bauten ihre Häuser gleich nebenan. Über zwei weitere Generationen wuchs das kleine Dorf, es bekam den Namen Oumifiss und heute beginnen sich die Fäden wieder zu verlieren: viele junge Männer gehen auf der Suche nach Arbeit nach Europa und gründen dort eine Familie. Aber jedes Jahr im Sommer, zur Zeit des Ramadan, besinnen sie sich auf ihre Wurzeln und kehren zurück zu dem noch lebenden der vier ersten Söhne der für sie Vater, Großvater und Urgroßvater ist und der noch alle Geschichten des Dorfes zu erzählen weiß.
Blick auf Oumifiss vom naheliegenden Hügel aus