Montag, 18. August 2014

 Hochzeit- Freizeit- hoher Besuch

Tage- Tage der Freiheit. Ich habe Besuch bekommen. Eine freudige Überraschung am Sonntag Abend; aus dem verregneten Deutschland ist der Kontrast wohl recht groß. Wir verbringen helle, sonnige Tage. Am Montag besichtigen wir Stall, umliegende Gegend und nehmen am alltäglichen Geschehen Teil. Mustapha schießt Photos von uns mit den Ortsansässigen um Beweise zu haben, dass wir tatsächlich Kontakt und Austausch besteht. Abends bin ich überrascht dass wir zusammen in meinem Zimmer übernachten dürfen- es scheint sogar selbstverständlich zu sein und dass nur ich den ‚Verlobungsring’ trage ist glücklicherweise auch kein Problem, da mir schon erklärt wurde, dass nur Frauen verpflichtet sind den Ring zu tragen; Männer hingegen sind diesbezüglich frei. Am Montag des ersten Tages machen wir uns auf den Weg- eine Cousine der Familie heiratet. 
 

Die Männer sind zuerst dran mit Essen; für sie beginnt es um 15:00 Uhr. Wir Frauen warten derweil geduldig- wie immer in gepolsterten Zimmern ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit- und hüllen uns anschließend in die traditionellen Kleider. Diane und ich stolpern mehr zu unseren Plätzen im Festzelt, da es sich als recht kompliziert herausstellt mit den langen Gewändern zu laufen ohne dass gleichzeitig die Hälfte verrutscht und man Haare, Schultern oder Arme sieht. Langsam wissen wir schon was uns erwartet: Tee, Saft, Datteln und Gebäck, anschließend ein dreigängiges Menü und zum Abschluss Früchte. Zwischendrin kommen viele Frauen vorbei, die abwechselnd Parfüm und Cremes verteilen; die Gäste besprühen Weihrauch räuchern. Der süße, schwere Duft ist betörend und mit der lauten Life- Musik mit a- rhythmischen Trommelschlägen verfällt man fast wie in eine Art Traumzustand. Den Frauen die sich erheben, zur Tanzfläche begeben und ihr Gesicht mit dem Schleier bedeckend zu tanzen beginnen scheint es verstärkt so zu gehen. Während einige Frauen und ein paar Mädchen wie in Trance tanzen- die Braut ist nicht anwesend; aber das ist anscheinend normal wie uns Sarah erklärt- stecken sich zwei Musiker eine Zigarette an. Für Frauen ist das im Süden Marokkos ziemlich strikt untersagt, aber das ändert nichts daran, dass die vier Männer im Zelt unter Hundert Frauen kein Problem damit haben zu rauchen.  Als wir schließlich um 23:00 Uhr zurückkommen, bin ich viel zu satt und heilfroh aus meinen duftenden Klamotten schlüpfen zu können. 

La plage blanche

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum weißen Strand, „la plage blanche“. Je näher wir über der Küste kommen, desto frischer wird die Luft. Über gewundene Straßen, an Hängen voller Kaktusfrüchte und Menschen die sie am Straßenrand verkaufen erreichen wir schließlich das Meer. Noch ist es diesig; fast geht der Horizont in den gräulich weißen Himmel über und Nebelschwaden hängen über den Zelten die am weiten Strand aufgestellt sind. Einige Autos und viele bunte Zelte aus Stoff bedecken einen kleinen Fleck des weiten Strandes an dem man kaum Zeichen der Zivilisation sieht, soweit das Auge reicht. Wir entfernen uns etwas von den vielen Menschen und suchen uns einen ruhigen Ort zwischen dem Meer und der Brandung des Atlantik. Es weht ein frischer Wind und ich brauche eine Weile bis ich mich an das neue Klima gewöhne und mir warm genug ist um mich im salzigen, wilden Wasser abzukühlen und mich von wellen überspülen zu lassen. Wir trocknen in den Dünen- inzwischen hat sich der Dunst weitgehend verzogen und die Sonne scheint warm und hell. 

Der Sand wird warm und immer heißer, sodass man sich schließlich fast die Füße verbrennt, wenn man sich zu weit vom kühlen Nass entfernt. Seit einigen Jahren wurde von der Regierung ein Bauverbot ausgesprochen sodass der Strand bis einen Kilometer ins Landesinnere leer bleibt von Hotels und Ferienanlagen. So bleibt der wilde, natürliche Strand erhalten- der Landstrich bei dem Wüste direkt auf Meer trifft und der sich hervorragend eignet für alles was mit Wassersport und Urlaub am Meer zu tun hat. Das Muschelsuchen erproben wir noch- als uns die Sonne schließlich zu stark wird und unsere weiße Haut zu rebellieren beginnt machen wir uns auf den Rückweg. Kaum kommen wir weiter ins Landesinnere trifft die Hitze wie eine Mauer auf uns. Die kühle Frische verfliegt innerhalb von Minuten- im Landesinneren ist es schwül und es weht ein heißer Wind. Später gibt es ein Hitzegewitter und zum ersten Mal seit ich hier bin regnet es dicke Tropfen und die Erde wir richtig nass. Diesmal sind es mehr als Spuren von Regen aber dennoch hält der Segen nicht länger als zehn Minuten an. Danach bleibt dampfende Erde zurück und schon wenige Stunden später fühlt sich der Boden an als hätte es nie geregnet.



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