Hochzeit- Freizeit- hoher Besuch
Tage- Tage der Freiheit. Ich habe Besuch bekommen. Eine
freudige Überraschung am Sonntag Abend; aus dem verregneten Deutschland ist der
Kontrast wohl recht groß. Wir verbringen helle, sonnige Tage. Am Montag
besichtigen wir Stall, umliegende Gegend und nehmen am alltäglichen Geschehen
Teil. Mustapha schießt Photos von uns mit den Ortsansässigen um Beweise zu
haben, dass wir tatsächlich Kontakt und Austausch besteht. Abends bin ich
überrascht dass wir zusammen in meinem Zimmer übernachten dürfen- es scheint
sogar selbstverständlich zu sein und dass nur ich den ‚Verlobungsring’ trage
ist glücklicherweise auch kein Problem, da mir schon erklärt wurde, dass nur
Frauen verpflichtet sind den Ring zu tragen; Männer hingegen sind diesbezüglich
frei. Am Montag des ersten Tages machen wir uns auf den Weg- eine Cousine der
Familie heiratet.
Die Männer sind zuerst dran mit Essen; für sie beginnt es um
15:00 Uhr. Wir Frauen warten derweil geduldig- wie immer in gepolsterten
Zimmern ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit- und hüllen uns anschließend in
die traditionellen Kleider. Diane und ich stolpern mehr zu unseren Plätzen im
Festzelt, da es sich als recht kompliziert herausstellt mit den langen
Gewändern zu laufen ohne dass gleichzeitig die Hälfte verrutscht und man Haare,
Schultern oder Arme sieht. Langsam wissen wir schon was uns erwartet: Tee,
Saft, Datteln und Gebäck, anschließend ein dreigängiges Menü und zum Abschluss
Früchte. Zwischendrin kommen viele Frauen vorbei, die abwechselnd Parfüm und
Cremes verteilen; die Gäste besprühen Weihrauch räuchern. Der süße, schwere
Duft ist betörend und mit der lauten Life- Musik mit a- rhythmischen
Trommelschlägen verfällt man fast wie in eine Art Traumzustand. Den Frauen die
sich erheben, zur Tanzfläche begeben und ihr Gesicht mit dem Schleier bedeckend
zu tanzen beginnen scheint es verstärkt so zu gehen. Während einige Frauen und
ein paar Mädchen wie in Trance tanzen- die Braut ist nicht anwesend; aber das
ist anscheinend normal wie uns Sarah erklärt- stecken sich zwei Musiker eine
Zigarette an. Für Frauen ist das im Süden Marokkos ziemlich strikt untersagt,
aber das ändert nichts daran, dass die vier Männer im Zelt unter Hundert Frauen
kein Problem damit haben zu rauchen. Als
wir schließlich um 23:00 Uhr zurückkommen, bin ich viel zu satt und heilfroh
aus meinen duftenden Klamotten schlüpfen zu können.
La plage blanche
Am nächsten Tag machen wir
uns auf den Weg zum weißen Strand, „la plage blanche“. Je näher wir über der
Küste kommen, desto frischer wird die Luft. Über gewundene Straßen, an Hängen
voller Kaktusfrüchte und Menschen die sie am Straßenrand verkaufen erreichen
wir schließlich das Meer. Noch ist es diesig; fast geht der Horizont in den
gräulich weißen Himmel über und Nebelschwaden hängen über den Zelten die am
weiten Strand aufgestellt sind. Einige Autos und viele bunte Zelte aus Stoff bedecken
einen kleinen Fleck des weiten Strandes an dem man kaum Zeichen der
Zivilisation sieht, soweit das Auge reicht. Wir entfernen uns etwas von den
vielen Menschen und suchen uns einen ruhigen Ort zwischen dem Meer und der
Brandung des Atlantik. Es weht ein frischer Wind und ich brauche eine Weile bis
ich mich an das neue Klima gewöhne und mir warm genug ist um mich im salzigen,
wilden Wasser abzukühlen und mich von wellen überspülen zu lassen. Wir trocknen
in den Dünen- inzwischen hat sich der Dunst weitgehend verzogen und die Sonne
scheint warm und hell.
Der Sand wird warm und immer heißer, sodass man sich
schließlich fast die Füße verbrennt, wenn man sich zu weit vom kühlen Nass
entfernt. Seit einigen Jahren wurde von der Regierung ein Bauverbot
ausgesprochen sodass der Strand bis einen Kilometer ins Landesinnere leer
bleibt von Hotels und Ferienanlagen. So bleibt der wilde, natürliche Strand
erhalten- der Landstrich bei dem Wüste direkt auf Meer trifft und der sich
hervorragend eignet für alles was mit Wassersport und Urlaub am Meer zu tun
hat. Das Muschelsuchen erproben wir noch- als uns die Sonne schließlich zu
stark wird und unsere weiße Haut zu rebellieren beginnt machen wir uns auf den
Rückweg. Kaum kommen wir weiter ins Landesinnere trifft die Hitze wie eine
Mauer auf uns. Die kühle Frische verfliegt innerhalb von Minuten- im
Landesinneren ist es schwül und es weht ein heißer Wind. Später gibt es ein
Hitzegewitter und zum ersten Mal seit ich hier bin regnet es dicke Tropfen und
die Erde wir richtig nass. Diesmal sind es mehr als Spuren von Regen aber
dennoch hält der Segen nicht länger als zehn Minuten an. Danach bleibt
dampfende Erde zurück und schon wenige Stunden später fühlt sich der Boden an
als hätte es nie geregnet.
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