Desillusionierung
Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen- dass nicht
kommuniziert wird was auf dem Programm steht. Wir werden immer vor vollendete Tatsachen
gestellt: Plötzlich befinden wir uns in einem Raum mit vielen anderen Frauen
und es ist klar, dass wir den Rest des Tages dort verbringen werden. Es wird
gegessen und gewartet, mit Harz geräuchert und Proviantpäckchen für zu Hause
gepackt und genauso unerwartet wie wir in der Situation gelandet sind steht
Mustapha wieder im Türrahmen und es ist Zeit zu gehen. Viele Nachmittage und
manchmal ganze Tage ziehen so vorüber- Zeit für die Hühner Wasser zu holen hat
Mustapha nicht. Andere Werte, andere Schwerpunkte. Ich weiß nicht inwieweit ich
mich daran gewöhnen will und kann. Am Rande des Dorfes türmt sich ein
Müllhaufen neben dem nächsten. Eines Tages treffe ich Sadia- Mustaphas
Hausmädchen- dort, als sie den Müll wegbringt. Sie erklärt mir, dass das
unser Müll ist und dass wir den in nächster Zeit mal abbrennen müssen. Langsam
kommen mir Zweifel am Wahrheitsgehalt von Mustaphas Aussagen, die da zum
Beispiel waren, dass er unseren Müll nach Guelmim fährt wo er umweltgerecht
entsorgt wird. Aber nun wundert es mich auch nicht mehr, dass der versprochene
Tag an dem Sensibilisierung bezüglich der Müllproblematik und Müllsammeln
stattfinden sollte immer und immer wieder von ihm verschoben wird und er nicht
wirklich Lust hat mit mir darüber zu reden. Sicher- als Europäer hat man nicht
das Recht darüber zu urteilen- schließlich ist es ‚unser’ Müll der über
Jahrzehnte nach Afrika verfrachtet wurde und auch in unseren Breiten ist man
noch weit entfernt von ‚umweltgerechter’ Müllentsorgung. Dennoch stimmt es mich
traurig, dass ich nicht darauf vertrauen kann dass die Dinge die mir erzählt werden
der Wahrheit entsprechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Nur her damit: Kommentare, Fragen, eigene Erfahrungen sind willkommen