Dienstag, 26. August 2014

Letzter Tag der Fortbildung und eine kranke Sadia

Heute ist der letzte Tag der Fortbildung. Dafür haben wir gestern Nacht noch lange das Vorzimmer des Hühnerstalls geputzt. Das tun wir relativ häufig- durchschnittlich alle zwei Wochen. Dann wird Staub gewischt, desinfiziert, der Boden geschrubbt. Dann ist der Vorraum zum Hühnerstall fast klinisch sauber, während die Bakterien und Flöhe im Hühnerstall nebenan nahezu ungestört weiterleben dürfen. Es gibt ein großes Festessen bei uns. Sadia- die seit einigen Tagen schlimme Schmerzen im Kopfbereich hat (ob das Zahnweh ist oder vom Asthma kommt können wir aufgrund der sprachlichen Barrieren nicht verstehen)- hat zum Glück Hilfe bekommen um für die sechzig Leute ein zwei- Gänge- Menü zu zaubern. Eine Ziege wurde gestern zu diesem Anlass geschlachtet; die gibt es als ersten Gang- mit Brot. Als zweiten Gang werden Nudeln mit Huhn und Rosinen an die Tische getragen; den Abschluss bilden Kaktusfrüchte und ein Obstteller. Heute ist der erste richtig heiße Tag hier- in Guelmim klettert das Thermometer bis auf 51°Celsius, bei uns ist es ca. fünf Grad kühler- aber dennoch definitiv zu viel für meinen Geschmack. Sogar als die Sonne abends untergeht kühlt sich die heiße Luft kaum ab. Sadia windet sich inzwischen vor Schmerzen doch keiner hat eine Idee was man unternehmen könnte. Mustapha meint, einen Arzt gibt es nicht; als ich herausfinden möchte was er damit meint bleibt seine ungeduldige Antwort dieselbe. Schließlich findet Imame ein paar Schmerztabletten die Sadia eingeflößt werden. Langsam scheint es besser zu werden und sie isst schließlich sogar mit uns zu Abend: Nudeln mit Zucker.


Auf der Suche nach Regenwasser

Im Landesinneren bzw. im Norden des Landes stürmt es stark. Es gewittert und es kommen solche Sturzbäche vom Himmel, dass im Landesinneren ganze Dörfer weggespült werden die aus Lehm gebaut sind. Schlimm ist es vor allem an den Orten, wo in Vergessenheit geraten ist, dass ehemals ein Flussbett lag und wo die Menschen sich arglos niederlassen. Dadurch gibt es wohl immer wieder einige Tote- hier spürt man davon aber nichts. Nach wie vor steht die heißt Luft und auch wenn die Sonne nicht scheint so ist die Hitze dennoch so drückend dass jegliche Bewegung zur Anstrengung wird. Nachmittags fahren wir zu dritt- zwei Männer aus dem Dorf und ich- zum Regenwasser holen. Wir nehmen die Straße die Richtung Plage blanche führt und kommen unterwegs zweimal an Männern vorbei die einfach im Nichts- mitten in der Wüste- auf Klappstühlen sitzen und uns interessiert hinterher schauen. Ich frage mich was sie wohl dort machen und wie lange sie wohl dort sitzen- und ich wundere mich mal wieder wie unterschiedlich Leben so sein können. Mir kommt auch der Gedanke, dass mich die Arbeitsmoral die hier herrscht eigentlich gar nicht mehr wundert, weil es mir selbst so geht, dass diese Hitze die untertags herrscht das Arbeiten fast unmöglich macht. Der Brunnen mir Regenwasser ist ein sechs Meter tiefes Becken, das von außen wie eine Wölbung aus Stein aussieht. Die Hälfte des Wassers ist noch da und wir verbringen eine Stunde damit mit aufgeschnittenen fünf- Liter- Kanistern das Wasser aus der Tiefe zu holen und in unsere Kanister zu füllen. Nach eineinhalb Stunden sind wir um fünf Uhr Nachmittags wieder in Oumifiss und ziemlich k.o. Der prophezeite Regen bleibt bei uns leider aus und Mustapha erzählt abends von dem Problem, dass die Wildschweine der Gegend wohl die gesamte Kaktusernte aufgefressen haben, weshalb nicht- wie vorausgesagt- Gewinne erzielt werden konnten. Nichts desto trotz- die Ernste des Johannesbrotbaumes ist nicht verloren und wir bekommen noch jeder ein halbes Glas Saft zum Probieren. Dieser wird zubereitet indem die Kerne entfernt werden, die Früchte zerkleinert und mit Zucker gekocht. Es schmeckt eher nach Medizin als nach Saft- trotz der Süße schmeckt man die Bitterkeit und es bleibt ein pelziges Gefühl in Mund und Hals zurück. Aber- und das überzeugt mich vollkommen- es wird normalerweise Babynahrung damit hergestellt weil der Nährwert so gut sein soll. Bei der sonstigen Ernährung hier freut mich das sehr und ich genieße mein bittersüßes Glas Saft.

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