Geburtstagsvorbereitungen
Heute ist Dianes Geburtstag. Vor zwei Wochen habe ich mit
Mustapha gesprochen und ihn gebeten, ob wir diesen Tag frei nehmen können und
etwas unternehmen: an den nahegelegenen Strand fahren, Sidi Ifni- eine
nahegelegene Küstenstadt anschauen, oder den Kamelmarkt, der jeden Samstag in
Goulimime stattfindet. Eigentlich war der Plan tatsächlich, dass wir einen Tag
an den Strand fahren, aber nun hat sich die Situation geändert. Am Nachmittag
findet eine Vollversammlung der ‚Association Aicha’ statt; das heißt dass wir
keine Zeit haben etwas zu unternehmen. Schade eigentlich. Gestern Abend fuhren
wir mit Sarah- Mustaphas zwanzigjährige Tochter, Ayoup- dem siebzehnjährige
Sohn und einem Cousin der beiden nach Guelmim. Dort besuchten wir nochmals den
Hamam, genossen die Hitze und das warme Wasser um anschließend Diane und Sarah
bei einer Tante abzusetzen, in den Supermarkt zu gehen und uns in den Trubel
des Souks zu stürzen um für den nächsten Tag ausgestattet zu sein.
Wir laufen
an Ständen voller Obst, voller Bananen, voller Eier vorbei in einen Laden der
riesige Körbe voller exotischer Gewürze herumstehen hat. Die Farben leuchten in
der schwachen Beleuchtung der Marktstände und der Duft ist betörend stark und
abwechslungsreich- eine unbekannte Mischung aus bekanntem wie Zimt und Kümmel
und fremden Gerüchen des Orients. Wir betreten eine Metzgerei; beziehungsweise
stellen wir uns an die offene Theke und bestellen einen Ziegenschenkel; das
Fleisch für die nächsten zwei Tage…
Anschließend besorgen wir Mandeln und
Oliven in einem Laden in dem sich alle möglichen Produkte bis unter die Decke
stapeln und alle möglichen Hülsenfrüchte in Körben ausgestellt sind. Zum
Schluss handelt Ayoup noch ausführlich mit einem Verkäufer und ersteht
schließlich eine kleine rote Teekanne für 20 Dirham- zwei Euro. Die Jugend
kauft verschiedenste Sorten Schokolade die wir am nächsten Morgen in rosa-
glitzerndes Geschenkpapier packen um sie Diane zu überreichen. In der Annahme
dass wir uns auf den Heimweg machen fahren wir am Haus der Cousine vorbei- dem
ist dann aber leider nicht so wie ich feststellen muss- die Jungs haben mich
nur abgesetzt und machen sich allein noch einmal auf den Weg, während wir
wartend weitere zwei Stunden in einem Zimmer verbringen in dem sich- wie immer
hier- nichts weiter befindet als Teppiche und Polster. Man muss hier gut
träumen können –
Als wir uns doch schlussendlich auf dem Heimweg befinden
begleitet uns die Schwester von Mustapha- eine ältere Dame mit viel Energie die
sie hauptsächlich dafür einzusetzen scheint uns viel zu dünne Mädchen zum Essen
zu animieren. Anstatt poppiger Stromae- Musik tönen nun traditionelle Klänge
aus dem Autolautsprecher und der Fahrstil des Cousins hat sich von
risikofreudig und viel- zu- schnell zu vernünftig und rücksichtsvoll geändert.
Kaum haben wir die Tante abgesetzt ändert sich das wieder schlagartig kaum
haben wir die Straße hinter uns gelassen. Sarah erzählt mir, dass Trampen hier
ganz normal ist- dass es auch für alleinreisende Frauen kein Problem ist,
solange sie tagsüber unterwegs sind. Das irritiert mich etwas, weil Mustapha
ständig warnt wie gefährlich alles ist und dass man den Menschen nicht
vertrauen kann und mich Sarah hingegen fast eingeschnappt anguckt wenn ich
Fragen solcherart stelle. Aber ich denke ich werde Gelegenheit haben, mehr
herauszufinden. Während ich schreibe kraxeln die zwei kleinen Kätzchen die
schon viel zu lange klein sind (wahrscheinlich weil die Mutter nicht genügend
fressen kann um ausreichend Milch zu geben) an dem nahestehenden Sessel herum
und beißen abwechselnd in meine Laptoptasche oder sich gegenseitig.
Geburtstag feiern & Ausflug zur Oase
An Dianes Geburtstag machen wir uns schließlich auf den Weg zu einer Oase. Die
Hälfte fährt mit dem Auto, die andere Hälfte geht die vier Kilometer zu Fuß. Ich
bin unglaublich dankbar für das Gefühl in Beinen und Füßen, die sich nach einem
Monat nahezu ohne Bewegung endlich wieder richtig durchblutet anfühlen. Nach
einer Stunde Wanderung durch Steinwüste erreichen wir unser Ziel; es gibt Torte
und dazu Grüntee den wir aus Ermangelung an Strom, Wasser oder Gas auf einem
Stövchen mit Kohle zubereiten.
Anschließend machen wir uns auf dem Weg auf den höchsten Hügel in der Gegend
von dessen Gipfel wir einen wunderschönen weiten Blick haben. Die Mittagssonne beginnt
unerträglich heiß zu werden- da kann auch der frische Atlantikwind nicht mehr
darüber hinwegtäuschen und wir machen uns auf den Rückweg.
Während die Männer
ihr Tajine essen warten die Frauen geduldig, bis sie schließlich an der Reihe
sind. Anschließend verfällt die ganze Gruppe im kühlen Schatten des Hauses in
tiefen Schlaf. Dreimal schrecken alle aus dem tiefen Nachmittagsschlaf auf-
einmal stürmt Ayoup mit fröhlichen „Che tal?“ in den Raum, einmal klingelt Mustaphas Telefon und ein
drittes Mal tönt der Gesang der Muezzine durchs Zimmer den wir zuerst nicht zuordnen
können dessen Ursprung dann aber nur ein Handywecker ist. Nachdem alle fürs
erste ausgeschlafen sind machen wir uns zu elft mit einem Auto auf den Rückweg
und kommen gerade rechtzeitig um dort den Nachmittagstee zu trinken.
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