Samstag, 16. August 2014

Geburtstagsvorbereitungen

 
Heute ist Dianes Geburtstag. Vor zwei Wochen habe ich mit Mustapha gesprochen und ihn gebeten, ob wir diesen Tag frei nehmen können und etwas unternehmen: an den nahegelegenen Strand fahren, Sidi Ifni- eine nahegelegene Küstenstadt anschauen, oder den Kamelmarkt, der jeden Samstag in Goulimime stattfindet. Eigentlich war der Plan tatsächlich, dass wir einen Tag an den Strand fahren, aber nun hat sich die Situation geändert. Am Nachmittag findet eine Vollversammlung der ‚Association Aicha’ statt; das heißt dass wir keine Zeit haben etwas zu unternehmen. Schade eigentlich. Gestern Abend fuhren wir mit Sarah- Mustaphas zwanzigjährige Tochter, Ayoup- dem siebzehnjährige Sohn und einem Cousin der beiden nach Guelmim. Dort besuchten wir nochmals den Hamam, genossen die Hitze und das warme Wasser um anschließend Diane und Sarah bei einer Tante abzusetzen, in den Supermarkt zu gehen und uns in den Trubel des Souks zu stürzen um für den nächsten Tag ausgestattet zu sein. 
Wir laufen an Ständen voller Obst, voller Bananen, voller Eier vorbei in einen Laden der riesige Körbe voller exotischer Gewürze herumstehen hat. Die Farben leuchten in der schwachen Beleuchtung der Marktstände und der Duft ist betörend stark und abwechslungsreich- eine unbekannte Mischung aus bekanntem wie Zimt und Kümmel und fremden Gerüchen des Orients. Wir betreten eine Metzgerei; beziehungsweise stellen wir uns an die offene Theke und bestellen einen Ziegenschenkel; das Fleisch für die nächsten zwei Tage… 

Anschließend besorgen wir Mandeln und Oliven in einem Laden in dem sich alle möglichen Produkte bis unter die Decke stapeln und alle möglichen Hülsenfrüchte in Körben ausgestellt sind. Zum Schluss handelt Ayoup noch ausführlich mit einem Verkäufer und ersteht schließlich eine kleine rote Teekanne für 20 Dirham- zwei Euro. Die Jugend kauft verschiedenste Sorten Schokolade die wir am nächsten Morgen in rosa- glitzerndes Geschenkpapier packen um sie Diane zu überreichen. In der Annahme dass wir uns auf den Heimweg machen fahren wir am Haus der Cousine vorbei- dem ist dann aber leider nicht so wie ich feststellen muss- die Jungs haben mich nur abgesetzt und machen sich allein noch einmal auf den Weg, während wir wartend weitere zwei Stunden in einem Zimmer verbringen in dem sich- wie immer hier- nichts weiter befindet als Teppiche und Polster. Man muss hier gut träumen können –

Als wir uns doch schlussendlich auf dem Heimweg befinden begleitet uns die Schwester von Mustapha- eine ältere Dame mit viel Energie die sie hauptsächlich dafür einzusetzen scheint uns viel zu dünne Mädchen zum Essen zu animieren. Anstatt poppiger Stromae- Musik tönen nun traditionelle Klänge aus dem Autolautsprecher und der Fahrstil des Cousins hat sich von risikofreudig und viel- zu- schnell zu vernünftig und rücksichtsvoll geändert. Kaum haben wir die Tante abgesetzt ändert sich das wieder schlagartig kaum haben wir die Straße hinter uns gelassen. Sarah erzählt mir, dass Trampen hier ganz normal ist- dass es auch für alleinreisende Frauen kein Problem ist, solange sie tagsüber unterwegs sind. Das irritiert mich etwas, weil Mustapha ständig warnt wie gefährlich alles ist und dass man den Menschen nicht vertrauen kann und mich Sarah hingegen fast eingeschnappt anguckt wenn ich Fragen solcherart stelle. Aber ich denke ich werde Gelegenheit haben, mehr herauszufinden. Während ich schreibe kraxeln die zwei kleinen Kätzchen die schon viel zu lange klein sind (wahrscheinlich weil die Mutter nicht genügend fressen kann um ausreichend Milch zu geben) an dem nahestehenden Sessel herum und beißen abwechselnd in meine Laptoptasche oder sich gegenseitig. 


Geburtstag feiern & Ausflug zur Oase


















An Dianes Geburtstag machen wir uns schließlich auf den Weg zu einer Oase. Die Hälfte fährt mit dem Auto, die andere Hälfte geht die vier Kilometer zu Fuß. Ich bin unglaublich dankbar für das Gefühl in Beinen und Füßen, die sich nach einem Monat nahezu ohne Bewegung endlich wieder richtig durchblutet anfühlen. Nach einer Stunde Wanderung durch Steinwüste erreichen wir unser Ziel; es gibt Torte und dazu Grüntee den wir aus Ermangelung an Strom, Wasser oder Gas auf einem Stövchen mit  Kohle zubereiten. Anschließend machen wir uns auf dem Weg auf den höchsten Hügel in der Gegend von dessen Gipfel wir einen wunderschönen weiten Blick haben. Die Mittagssonne beginnt unerträglich heiß zu werden- da kann auch der frische Atlantikwind nicht mehr darüber hinwegtäuschen und wir machen uns auf den Rückweg. 




















Während die Männer ihr Tajine essen warten die Frauen geduldig, bis sie schließlich an der Reihe sind. Anschließend verfällt die ganze Gruppe im kühlen Schatten des Hauses in tiefen Schlaf. Dreimal schrecken alle aus dem tiefen Nachmittagsschlaf auf- einmal stürmt Ayoup mit fröhlichen „Che tal?“ in den Raum, einmal klingelt Mustaphas Telefon und ein drittes Mal tönt der Gesang der Muezzine durchs Zimmer den wir zuerst nicht zuordnen können dessen Ursprung dann aber nur ein Handywecker ist. Nachdem alle fürs erste ausgeschlafen sind machen wir uns zu elft mit einem Auto auf den Rückweg und kommen gerade rechtzeitig um dort den Nachmittagstee zu trinken.

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